offensichtlich hab ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt. leider ist nicht angekommen, was ich meinte.
Eigentlich hat das Thema Spaß beim Sex (auf die Frauen bezogen) genau in diesem Thread keinen Platz, denn die Prostituierten haben keinen Spaß dabei, sondern halten diese Hölle oft nur aus, indem sie sich mit Drogen/Alkohol vollpumpen. Das, was bei den Freiern als "Spaß an der Sache" rüberkommt, ist mit dem Messer im Rücken der Frauen, das sie ausblenden.
zu behaupten prostituierte machten ihre arbeit grundsätzlich aus spass an der freude finde ist zynisch und frauenfeindlich. und wenn du eine solche behauptung aus meinen zeilen herausgelesen haben willst, dann hast du nicht richtig gelesen.
und doch: GENAU HIER gehört der spass am sex hin!
muss ich jetzt wirklich anfangen zu erklären, wie das mit dem patriarchat gekommen ist und wie es am leben gehalten wird?
also dann...
männer sind menschen.
frauen sind objekte.
das kam weil die frau die kinder bekommt, der mann aber nicht fremden nachwuchs großziehen will. deshalb hat er zu dem zeitpunkt, als der mensch verstanden hat, dass es zwischen schnaxeln und babys einen zusammenhang gibt (ok, das ist WIRKLICH lange her), angefangen, frauen besitzen zu wollen - man begann zu heiraten. den besitz erbten die männlichen kinder, die jetzt 100%ig die eigenen waren. frauen wurden auch wie wahre behandelt, man hat sie sich gegenseitig abgekauft.
daraus ergab sich die wertvorstellung, dass nur eine verheiratete frau sex haben darf. die kirche half später mit, diese sicht zu etablieren und zu festigen. sex=sünde, ausser man ist verheiratet und macht kinder, dann ist er pflicht.
wie man weiss ist das ideal der liebesheirat ein neuzeitliches phänomen.
davor hatte frau nur die chance zu überleben, wenn sie heiratete und sich versorgen liess.
sex war nicht spass, sondern pflichtprogramm.
nur frauen, die züchtig waren und sich fügten waren guten frauen.
jene frauen, die es wagten, für sich den anspruch zu erheben eigenständige menschen zu sein - und das bedeutet einfach nur eigene wünsche, vorstellungen und bedürfnisse zu haben und diese ausdrücken zu wollen - waren eine bedrohung für das system. sie wurden beschämt, geächtet, getötet. "hexen" waren das früher, heute sind sie nur mehr "schlampen", oder (viel geächteter, weil geld eine rolle spielt - und bei solchen transaktionen kommt die systemproblematik in konzentrierter form zum ausdruck
"huren".
das system hat im 20.jh aus verschiedensten gründen stark zum bröckeln begonnen und äußerlich scheint es, als wären wir frauen bereits befreit. aber es scheint eben nur so. in uns leben die alten mechanismen weiter, wir selbst halten sie am leben, wir sind zu gut dressiert, diesbezüglich durchgeimpft.
wenn wir endlich aufhören würden, prinzessinnen zu sein, die ihr leben lang nur darauf warten, dass ein prinz kommt, der sie bis ans lebensende versorgt und uns von den anforderungen des lebens fernhält, könnten wir anfangen unser eigenes schicksal zu bestimmen und uns all das vom leben holen, was wir wollen - so wie es männner schon seit je her machen!
und damit wär ich wieder beim sex. wenn frau mal verstanden hat, warum sie sich als frau für unverheirateten sex schämen muss, während männer stolz drauf sind, kann sie sich emanzipieren. also aufhören, sich in ihrem denken an der männlichen sicht zu orientieren, und ihre eigene, autonome , weibliche sicht- lebens- und wollensweise zu entwickeln. je mehr frauen so leben, desto weniger macht hat die etablierte männliche sichtweise über die gesellschaft - es kommt zum wandel in der denkweise. wenn aber frauen nicht mehr bei ihren männnern bleiben, weil sie glauben, ökonomisch von ihnen abhängig zu sein und sich kein eigenständiges leben zutrauen, dann gibt es auch die typischen eheprobleme nicht mehr: mann will sex, frau hat immer migräne (weil sie eigentlich ja nur noch der kinder wegen mit ihm zusammen ist - und weil sie angst vor dem allein sein hat undundund) - mann geht zur prostituierten...
wenn es endlich allen menschen"gestattet" ist (und die verbote sitzen NUR mehr in den köpfen) einander aufrichtig zu begegnen und jeder offen artikulieren kann, was er/SIE möchte, um überhaupt eine chance auf erfüllung der bedürfnisse zu haben...
wenn frauen in den köpfen nicht mehr in gute, ehrwürdige, anständige (züchtige, monogame, nicht-billige ehefrauen) und schlechte, verruchte, billige (schlampen, flittchen) eingeteilt werden, sondern als menschen mit bedürfnissen erkannt werden, die ihre triebe eben in genau dem maße ausleben, wie es ihren entspricht...
wenn es im zuge dessen auch männern möglich wäre, sich in großer zahl zu emazipieren (die sind ja genau so vielen zwängen unterworfen. und nur weil sie am längeren hebel sitzen, bedeutet das ja nicht, dass sie nicht auch darunter leiden - so wie unser planet als ganzes...)
dann werden bordelle bald obsolet.
(kein emanzipierter mann hat es nötig, in ein bordell zu gehen!)
das kann aber nur geschehen, wenn wir frauen für uns selbst in anspruch nehmen, subjekte - MENSCHEN ! - zu sein. und alles das tun (wenn wir es wollen!), was männer tun. und so viel sex haben, wie wir wollen, ohne uns dafür schämen zu müssen.
spass am sex ist DER basalste ausdruck für eine wahre emanzipation der frau.
und deswegen ist es die essenz dieses themas.
Und insoferne gebe ich Abendsonne recht: Wenn Bordelle beworben werden (und das nochdazu in Schulen, wo sich logischerweise viele Kinder befinden), dann ist das im weitesten Sinne Bewerbung und Verharmlosung von Sklaverei, ganz öffentlich und legal.
natürlich. und es ist eine schande, dass all das von der gesellschaft in kauf genommen wird. ABER: nicht verbote, empörtes aufschreien und wegsperren hilft. frauen wegen einer arbeit zu kriminalisieren, mit der sie (ausser sich selbst) niemandem schaden, wäre der falsche weg. um beurteilen zu können wo man am effizientesten ansetzen könnte, um die bedingungen für sexarbeiterinnen zu verbessern, hab ich allerding zu wenig einblick in das milieu.
DAS, liebe Ludmilla hat mit sexueller Freiheit oder sexueller Selbstbestimmung der Frauen ungefähr so viel zu tun wie Idi Amin mit Demokratie.
Es ist das Gegenteil. Es drängt Frauen weg von jeder Selbstbestimmung, es IST Sklaverei.
ich sehe eben keinen direkten zusammenhang zwischen werbung für ein puff und der globalen situation der sexarbeiterinnen. sich darüber aufzuregen sehe ich als vergebene mühe. dass ist, wie wenn ich übersät bin mit pickeln, weil ich ein hormonelles problem hab. und als therapie drück ich mir einen davon aus.