Lucille möchte ich mich auch anschließen, aus einem bestimmten Grund: Was verschwiegen wird, wirkt.
Etwas, worüber nicht gesprochen wird, sucht sich seinen Weg, oft in Form von Rollen, die man dann übernimmt. Z.B. dass ein Kind dann unbewusst die Rolle des Betreffenden nachspielt (in seinem Leben, d.h. es ist kein Spiel, sondern sehr ernst), ohne zu wissen, warum es so handeln muss.
Information, die fließen kann, ist relativ harmlos, Information, die verschwiegen wird, hat oft unerklärbare Auswirkungen auf die Nachkommen. Zumindest beim Familienstellen wird das so gesehen - und ich denke, da könnte was dran sein.
Liebe Grüße
Reinfriede
Ja, das ist auch meine Überzeugung!
Auch ich war mit diesem Thema konfrontiert....mir zogs den Boden unter den Füßen weg. Niemals hätte ich das für möglich gehalten! Wir waren über die Jahrzehnte so richtig zusammengewachsen. Viele meiner Bekannten und Freundinnen beneideten mich um meinen Mann, weil er mich nach langen Ehejahren immer noch bei jeder Gelegenheit berührte, umarmte, mir Blumen schenkte ohne Anlass usw.
Und dennoch ists passiert.
In meinem ersten Schmerz schmiß ich ihn aus der Wohnung. Meine Kinder waren damals Gott sei Dank schon erwachsen, aber dennoch waren sie ziemlich geschockt und irgendwie zerissen, weil sie uns ja beide liebten.
Mein Mann ging dann beruflich nach Amerika und die Distanz tat uns beiden gut. Wir verkehrten viele Monate nur per mail und da wurde uns beiden vieles bewußt. Mir, dass er sich vor mir in der Versagerrolle fühlte (wir waren selbständig und hatten damals massive geschäftliche Probleme) und ihm, dass er eine Frau suchte, die ihn bewunderte und zu ihm aufblickte.
Wir hatten danach wohl die innigste Zeit unseres Lebens und dafür bin ich noch heute sehr sehr dankbar, denn das hat mir sehr geholfen, seinen plötzlichen Tod zu verarbeiten und auch in Frieden anzunehmen. Es war zwischen uns alles im Reinen und ES WAR ALLES GESAGT!
Mit meinen Kindern hab ich nach seinem Tod sehr ehrlich und offen über diese schwierige Zeit gesprochen, ohne Schuldzuweisungen.....
Einige Jahre später hatte ich aus anderen Gründen einige sehr intensive Gespräche mit meinem mittleren Sohn, worin er keinen Hehl daraus machte, dass seine Loyalität damals beim Vater war.
Er sagte es fast entschuldigend, doch das war überhaupt nicht nötig, denn das wußte ich.
Auch dieses Gespräch war unschätzbar wichtig für uns beide, denn ein paar Tage später war mein Sohn tot.
Und auch dieses Mal war es mir sehr hilfreich, diesen Tod anzunehmen, denn es war alles gesagt....
Ich hoffe, es ist verständlich, was ich damit sagen wollte.
lg
Sandy