Liebe Johanne, danke für diese erschreckende Analyse. Was konkret soll ich jetzt tun?
Liebes Dornröschen,
es ist nicht meine Aufgabe dir zu sagen was tun sollst. Ich kann dir nur den Ball zuspielen und versuchen dich zu verstehen. Und ich verstehe dich, dass du einen Traum hattest, von einem besseren Leben, von einem Leben dass du als Kind nie hattest. Nur, du hast das ja alles bekommen und warst dennoch nicht zufrieden.
Ich habe den Eindruck, du hast deinen Lebensgefährten benutzt. Und ich habe den Eindruck, du benutzt auch deinen Geliebten als Sprungbrett. Warum auch immer, es mag Gründe geben warum du so handelst….
Ich kann mir vorstellen, dass dein Lebensgefährte sensitiv genug ist sich unterschwellig benutzt zu fühlen und sich deswegen bisher nicht zu einem endgültigen commitment, einer Hochzeit aus freien Stücken bereit gefühlt hat. Männer haben dafür feine Antennen - so meine Erfahrung.
Wenn dem so ist, dann hast du ein Problem. Ein Problem auf das du hier mehrfach hingewiesen wurdest. Erst wenn du aus anderen Menschen einen Nutzen ziehst für deine Selbstzufriedenheit, erst dann meinst du glücklich zu sein. Und das ist Selbstbetrug. Nicht nur das, es sind verpasste Chancen. Die Chancen aus dir selbst heraus zu entdecken, dass alles Glück der Welt in deinem Selbst inne wohnt.
Ich ahne bereits, dass du auch mit deinem Geliebten nicht glücklich werden wirst. Du scheinst dafür noch nicht greift genung zu sein.
Denn dafür müsstest du dir erst harte Bandagen anziehen und deine Dämonen welche dich aus der Vergangenheit verfolgen bekämpfen. Was das betrifft, spreche ich aus Erfahrung.
Lese heraus: weniger emotional, mehr rational denken. mein Job ist sicher und alles, gestern hab ich mir eine Wohnung angesehen und merkte ich werde immer zu feige für diesen Schritt sein. Meinst du wenn ich mit dem Partner lebe wie früher, das andere beende, kann das wieder werden?
Ich bin mir nicht sicher, ob du mit deinem jetzigen Partner "wie früher" leben können wirst. Denn dafür müsstest du deinen Partner sehr lieben um den anderen Mann zu vergessen; und das tust du
meiner Einschätzung (ich mag auch falsch liegen) nach nicht; du liebst deinen jetzigen Partner nur für das was er dir bietet. Außerdem bezweifle ich, dass du mit deinem jetzigen Partner weiterhin leidenschaftlich schlafen kannst, wo du körperliche und emotionale Leidenschaft bereits mit einem anderen ausgekostet hast. Dein jetziger Partner wird sich nicht umsonst beschweren, dass ihr wie in eine WG wohnt. Und das macht einen Mann unglücklich, da er sich dadurch nicht geliebt fühlt, sondern abgelehnt. Das geht auf Dauer nicht gut.
Oder was soll ich tun, in Deinen Augen? Ich weiß, dass mein Partner jemanden wie mich nicht verdient hat und dass ich das Haus nicht verdient habe. Whatgoes around comes around. Ich habe gar nichts verdient.
Du kannst nur die Früchte der Samen ernsten die du auf deinem Acker bestellt hast. Es ist bitter, glaube mir, ich weiß wovon ich rede. Das Universum hat nicht zu mir gesagt, "Johanne, du hast eine besch* Kindheit gehabt du hast ein besseres Leben verdient." Ich habe mir ein besseres Leben verdient durch eine entsprechende innere Haltung. Eine innere Haltung welche eine entsprechende Resonanz hat, eine Resonanz welche ein Echo hervorgerufen hat auf dass ich heute ein besseres Leben habe. Diese innere Haltung war und ist nach wie vor die Art und Weise wie ich meinen Acker bestelle oder wenn du so willst, die Art und Weise wie ich mich bette - entsprechend schlafe ich auch, entsprechend ernte ich auch. Ich habe dafür hart gearbeitet und alles nur Erdenkliche genutzt was ich nur kriegen konnte an Handwerkszeug.
Das mögen Sprichwörter sein oder Lebensweisheiten, aber wie ich finde verdammt pragmatische.
Es wäre jetzt einfach zu sagen, werd ein besserer Mensch, dann wirst du auch glücklich. Aber so einfach ist es nicht.
Nur eines kann ich dir mit Sicherheit sagen: Als du beschlossen hast, vor zwei Jahren, deinen Partner zu bertrügen, da hast du eine Entscheidung getroffen. Eine Entscheidung gegen ihn. Das nennt man
"choice making"!
Kannst du zurückrudern, so tun, als hättest du dieses "choice making" nie getan - dein Doppelleben für das du dich die letzten zwei Jahre entscheiden hast niemals existiert hat? Einen auf Heile-Welt machen, so als hättest du nie einen Geliebten gehabt? Kannst du in Zukunft deinem Lebensgefährten eine liebevolle Frau sein die alles tut, damit die kleine Familie und die bürgerliche Fassade mit dem schönen Garten aufrecht bleibt? Oder reitest du ein Totes Pferd?
(Das ist ein sehr aussagekräftiges Sprichwort der Dakota Indianer:
http://www.roland-schaefer.de/totespferd.htm) Oder ist er dir nur einfach nicht möglich zu sehen und auszukosten was du bereits hast? Was hindert dich daran? Ist das Pferd tot oder nicht?! Kannst du das Pferd unter den Umständen reanimieren oder wie soll deine Beziehung weiter laufen?
Wenn du dir schon eine Wohnung anschaust, dann sagt mir das, dass du bereits schon den Absprung machen willst.
Ich kann für dich keine Entscheidung treffen.
Wie immer du dich entscheidest, ich denke, es wird keine Lösung geben bei der du nicht blechen musst.
Deswegen mein Rat an dich, dich darauf vorzubereiten, dass du so oder so nicht ohne Schrammen davon kommst. Nur, noch hast du es in der Hand, ob es ein Totalschaden gibt oder lediglich ein Blechschaden. Lass dir Zeit in der du dich sammeln kannst und in der du dich in aller Stille auf alle möglichen Eventualitäten vorbereiten kannst.
Ich wünsche dir, dass du einen kühlen Kopf bewahrst und deine Situation gut analysierst. Unter anderem auch, was deine Vergangenheit mit deiner jetzigen Situation zu tun hat, die Zusammenhänge erkennen kannst.
Denn solche Situation verlangen eine Art Ausmisten und ein Sich-Stellen, face to face, ein Anpacken. Denn du kannst ausziehen aus deinem jetzigen Leben mit deinem Partner und mit einem neuen wieder von vorne anfangen. Doch wenn du nicht ausmistest, dann ziehen die Leichen deiner Vergangenheit mit um!
Ich weiß nicht was du wirklich suchst, was dich hindert, doch wenn du nicht klar Schiff machst, wirst du nie Platz in deinem Leben haben, dass das was du suchst dich auch wirklich erreicht.
Meiner Erfahrung nach ist es hilfreich in solchen Situationen wo man an der Kreuzung steht und man nicht weiß welcher Richtung man folgen soll, sich zu besinnen und in sich gehen. Notfalls einen guten Coach einschalten. Gefühlsdudeleien reichen da nicht aus. Man braucht eine gute Diagnose des Ist-Zustandes und der Vergangenheit welche zum Ist-Zustand geführt hat, ein scharfes Skalpell und eine ruhige sichere Hand. Das meine ich sowohl auf logischer Ebene als auch auf emotionaler Ebene. Die Altlasten erkennen, seien es "Leichen im Keller" oder die "Toten Pferde" und dann die Ärmel hoch krempeln und den ganzen Sch* raus misten.
Nur so kann man klar den Weg vor Augen sehen und erfolgreich einen Neuanfang starten. Ansonsten gibt es immer einen backlash der einen immer und immer wieder an der gleichen Kreuzung zurück katapultiert von der man starten wollte. Ich spreche hier aus der Praxis (nicht auf theoretischer Ebene) und ich hoffe ich konnte dir mit meinen gedanklichen Impulsen weiterhelfen.
Liebe Grüße,
Johanne