Die meisten glauben : es ist alles in Ordnung : ein Mensch hat eine Handvoll Reis am Tag - und andere (auch wir) leben in " Saus und Braus " ! LG Manfred
Ich komme aus Rumänien und ich habe meine Kindheit unter der Ceausescu Dikratur verbracht. Ich war dabei als mein Onkel blutüberströmt nach Hause kam und ich habe erlebt wie mein Großvater nachts abgeholt wurde, mein Vater hat Selbstmord begangen, diejenigen von uns welche überlebt haben, wir konnten noch fliehen. Viele Dinge, welche damals für uns in Rumänien einfach zum Überlebenskampf dazu gehörten und lange Zeit für mich hier in Deutschalnd normal waren. Doch welche sich erst hier in Deutschland bei mir Jahre später auf seelischer Ebene bemerkbar gemacht haben. Für mich war dieses Erfahren normal, ich kannte das ja nicht anders und ich wusste nicht was ein Trauma ist. Doch schleichend kam alles langsam hoch und wurde immer mehr, bis gar nichts mehr ging.
Ich kenne beide Existenzen, eine in Angst und Armut und eine in in
vermeindlicher Freiheit und
vermeindlichem Saus und Braus wie du sagst. Bei uns in Rumänien war es damals ein täglicher Überlebenskampf überhaupt ein halbes Brot zu bekommen, obwohl wir dafür Lebensmittelmarken hatten. Ich weiß noch sehr gut wie ich das erste Mal in einem Aldi Supermakt stand und erschlagen war. Doch die Armut ist so unwichtig, man gewöhnt sich dran. Wesentlich schlimmer war die ständige Angst und ständige Bedrohung.
Manchmal wache ich heute noch auf und ich weiß nicht in welcher dieser Welten ich mich befinde.
Die Vergangenheit hat mich bis heute nicht verlassen. Aber ich habe gelernt, damit umzugehen. Denn ich bin daran gewachsen.
Ich habe diese Dinge mit einer sehr guten Frau, einer Psychologin aufgearbeitet, weil ich nicht nur depressiv war, sondern traumatisiert. Genau so traumatisiert wie meine Familie. Doch es war für mich sehr heilend über diese Erfahrungen mit jemanden zu sprechen und von meiner Therapeutin Unterstützung zu erfahren. Ich habe nicht nur meine Vergangenheit geheilt, sondern die Therapie auch stellvertretend für meine Familie getan. Ich wollte bewusst die Ketten der Traumatisierung durchbrechen, als das Glied in meiner Familie welche diese Traumatisierung erkennt, bewusst wahrnimmt und durchbricht indem es sie heilt.
Ich habe bewusst eine humanistisch orientierte Therapie gemacht und diese hat mir sehr geholfen.
Ich kann deine damalige Situation sehr gut verstehen Manfred wenn du sagst: "Es war sogar noch ein bisschen schlimmer . Ich stand nach über 12 Jahren mit einer firmenspezifischen Spezialausbildung (EDV) vor dem totalen Nullpunkt .
Die psychische Erkrankung hat mir im nächsten halben Jahr auch noch mein Erspartes gekostet (teils verschenkt) und mich isoliert ."
Ich will hier nicht ferndiagnostiziieren, aber ich könnte mir vorstellen, dass deine Probleme mit einem Burnout begonnen haben könnten.
Bei mir war auch so, dass es mit einem Burnout begonnen hat.
Eine berufliche Extremsituation wie du sie beschreibst ist so wie ein Schneeballeffeckt. Da kommt schleichend was ins rollen und wird größer und größer und irgendwann ist man von einer Lavine begraben.
Mein Mann ist auch gerade an dem Punkt angekommen und ich bin froh, selbst das durchgemacht zu haben und meinem Mann rechtzeitig zu einer Therapie überredet zu haben wo er ein Couching erfährt wie er sich selbst beruflich weiterentwickeln kann und gleichzeitig mal mit seiner Vergangenheit ausmistet.
Deswegen finde ich es sehr bedauerlich, dass du Manfred sagst, dass du einen Neuanfang gegen den Widerstand deiner Familie gemacht hast und du keine Unterstützung gefunden hast. Doch vielleicht war deine Familie auch einfach überfordert und hat dir deswegen nicht helfen können.
Und du hast Recht wenn du sagst, dass ein bescheidenes Leben glücklich macht.
Und ich kann dich auch sehr gut verstehen, wenn du etwas bewegen willst und sei es in Afrika oder bei anderen Menschen verändern und ins Bewusstsein holen willst.
Ich kann es deswegen verstehen, weil ich es selbst erlebt habe, wie es ist, die Chance zu bekommen überleben zu dürfen, dass da jemand ist der einem hilft, der einen da raus holt.
Ich persönlich empfinde große Dankbarkeit, dass ich und wenige Familienmitglieder überleben konnten wo andere gestorben und ungebracht worden sind.
Deswegen gebe ich auch weiter in meinem Beruf wo ich mich um Menschen kümmere und deswegen gibt meine Mutter auch weiter wo sie ihr Lebensabend anderen Kindern widmet.
Darauf kommt es an.
Doch ich kann nur aus eigener Erfahrung ans Herz legen, dass es dabei wichtig ist dafür zu sorgen, dass man auch genug Kraft hat. Und diese Kraft gibt einem der Ehemann ( so wie mein Mann mir gibt und ich ihm gebe) oder die eigene Frau, die Familie und die Freunde. Und in sich und in seinen Liebsten, muss man auch seine Energie investieren. Das ist die Basis, die Grundlage von der aus man auch nach Außen hin wirken und verändern kann.
Du sagst, du machst regelmäßig einen langen Spaziergang zum Einkaufen.
Einen schönen Spaziergang mit der Frau oder mit dem Ehemann, ist auch schön, gerade im Winter.
Wenn man ein Auto hat, so wie ihr, kann man auch mal etwas weiter fahren und ein paar romantische Stunde miteinander verbringen.
Bei uns kommt das auch schon mal zu kurz, ich weiß nicht wie es bir dir ausschaut.Doch darin ivestieren und sich bewusst die Zeit nehmen lohnt sich.
Liebe Grüße,
Johanne