Wie die Beziehung zu den Eltern gestalten?

timmi schrieb:
Klappe die 3.,

nachdem ich den letzten Beitrag überlesen habe, will ich doch ein Wort mehr zu diesem "Märchen" schreiben. Vielleicht kommt ja von Euch noch eine Idee, die mich milder stimmt.

Ich versuche mich kurz zu fassen:
Im Kern geht es um ein Mädchen, was jahrelang immer alles vom Apfelbaum genommen hat, den Duft, die Blüten, den Schatten, das Rauschen und im Herbst dann die Äpfel. Die trägt sie in den Keller und kümmert sich nicht drum. Irgendwann will sie einen Apfel holen und stellt fest, dass die Äpfel anfangen zu faulen und zu stinken. Sie nimmt schnell einen Guten und geht wieder. Das ein paar Mal und jedes Mal nimmt sie, was noch geht und kümmert sich nicht um den Rest. Letztlich im Frühling fragt sie sich, wie das denn sein kann, dass aus den schönen roten Äpfeln so ein faulender, stinkender Haufen geworden ist (Anmerkung: ist das nicht haarsträubend, wer bitte ist so blöd? ich etwa?)
Mit Hilfe ihrer Freundinnen kommt das Mädchen zu dem Ergebnis, dass der Apfelbaum Schuld sei, es sei wohl die falsche Sorte. (Anmerkung: das ist Logik, oder?).

Jedenfalls fällt das Mädchen mit den Freundinnen dann den Baum.

An dieser Stelle ist das Opfer vollendet: Der Baum hat immer gegeben, alles was er konnte und zum Dank wird er dann gefällt.

Was sagt Ihr dazu? Starker Tobak? Das hat meine Mutter meiner Tochter geschenkt.
liebe timmi,

ich muss sagen, hut ab, dass du da überhaupt noch daran gedacht hast, den kontakt zu deinen eltern in irgendeiner weise herstellen zu wollen, und sei es nur über den weg der aufmerksamkeiten, die du ihnen (bzw. deiner mutter) hast zukommen lassen.

ich denke, dass sie deine tochter da reinziehen mit ihrer darstellung apfelbaum : sie die gütigen, gebenden, aufopfernden, du die undankbare, die geringschätzt und nicht beachtet..... - =
also auch noch irgendwo gegen dich hetzen ("sieh doch, liebe enkelin, wie gut WIR sind, und wie unrecht uns deine mutter tut!!!!")- so etwas von sich-selber-abstreifen hab ich ja noch niemals gehört (ich denke, nicht mal von meiner mutter.....). ich glaube: da spätestens wäre der punkt erreicht, wo ich mich absolut nie wieder melden würde.... . mit keiner karte, mit gar nichts.

die aktion mit der home-warming-party deiner schwester finde ich auch ganz schlimm von seiten deiner eltern: nicht nur dir gegenüber! deine eltern stellen sich in den mittelpunkt, obwohl es hier gar nicht um sie geht.... .
.....nicht nur das: sie hätten hier die chance einer unverfänglichen annäherung gehabt. bzw. sie hätten - wenn sie eine annäherung nicht wollen - einfach stolz über den dingen stehen können. so weisen sie wieder DIR die schuld zu, dass deine schwester ihre feier ohne sie verbringen musste..... . und alle sollen es bitteschön mitbekommen..... .

die geschichte mit dem muttertagsgeschenk ist auch bezeichnend für die operrolle der mutter. sie bricht in tränen aus, und wieder ist sie diejenige, die leiden muss, und DU bist diejenige, die diese leidenstränen ausgelöst hat.


also, ehrlich.... . ich bekomm fast gänsehaut alleine bei der vorstellung.... .
es erinnert mich alles allzusehr...... .



ich bin gespannt, ob du deinen brief tatsächlich zu ende schreibst und aufgibst.

macht es einen sinn??? sie verstehen dich ja sowieso wieder falsch.
wenn du schreibst, du würdest unter deine kindheit einen schlussstrich ziehen, dann nehmen sie ja wieder nur den EINEN satz wahr (und nicht auch den nachfolgenden: "soweit es darum geht, sich gegenseitig etwas vorzuhalten.... "). der innerliche aufschrei der empörung geht dann neuerlich in die richtung: aber mit WAS will sie denn abschließen, wir haben uns ja doch nichts vorzuwerfen...... .

du hast dann neuerlich den schwarzen peter.



so meine spontanen gedanken/empfindungen dazu.
ein wenig hart und unverblümt, ich weiß. ich bin einfach schon zu sensibilisiert auf dieses thema.
meine toleranzgrenze ist ganz, ganz unten wenns um erwartungshaltungen und opferrollen geht.


lg chira
 
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Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für Eure Antworten.
Ich hatte jetzt Urlaub und computerfreie Zone. Ich hatte mir meinen Antwortentwurf mitgenommen, aber bei über 30 Grad war das dann doch nicht die richtige Lektüre.
Ich versuche mal, auf Eure Antworten einzugehen.

@ Alex,

meine Mutter ist zerrissen, depressiv und ihr eigenes Selbstwertgefühl reicht nicht aus, um diesen "Schlag" zu verkraften. Das läuft auf Verdrängung hinaus. Ich denke, sie will einfach nichts davon hören.
Sie zitiert einzelne Bsp. aus der Kindheit, um ihre Toleranz und Gutwilligkeit, ihre Mühe mit mir usw. zu belegen. Das macht überhaupt keinen Sinn, weil ich in meiner Erkenntnis viel theoretischer und allgemeiner rangegangen bin. Sie will es jetzt konkret haben und behauptet eben, dass sie überhaupt nicht weiß, was ich z.B. damit meine, wenn ich von überzogenen Ansprüchen der Eltern an erwachsene Kinder, vom Erzeugen von Schuldgefühlen spreche, davon, dass ich eben das Gefühl hatte, dass für meine Eltern alles selbstverständlich sei, aus Dankbarkeit.
Ich denke, es ist ihr Schutz, sich aus den positiven Details eine Mauer zu bauen.
In meinem Brief habe ich nie die positiven Dinge negiert - aber auch nicht dargestellt. Meine Mutter fühlt sich total verletzt, ich hätte alles in den Dreck gezogen, alles Positive verkehrt, ich hätte sie verurteilt, nicht kritisiert. Damit könne sie nicht leben und deshalb will sie auch keinen Kontakt mit mir. Sie meint, ich habe ihnen unterstellt, dass sie das alles bewusst getan hätten. Und genau das ist eben nicht der Fall. Das ist das Ergebnis meiner Überlegungen und auch der Gespräche mit dem Psychologen. Und genau da bricht die Überlegung meiner Eltern ab. Sie lassen sich auf diese Ebene nicht ein.
Im Prinzip habe ich meine Eltern mit dem Brief total überfordert. Sie sind, wie sie sind. Wenn ich meine heutige Einstellung damals schon gehabt hätte, wäre ich in der Lage gewesen, die Situation auch so in den Griff zu bekommen. Es ist ja wirklich nichts in böser Absicht geschehen. Genau das halten sie mir ja jetzt vor und dabei lese ich zwischen den Zeilen auch immer mal das Eingeständnis, dass sie als Leher viel diktiert haben, weil sie genervt waren...
Ich werde in meiner Antwort - die eine werde ich noch schreiben - mehr über mich selbst schreiben, dass ich das Problem hatte und nicht abgeschätzt habe, wie sehr ich sie damit verletzen würde.

@ Penelope

Ich kann meine Schwester gut verstehen, aber andererseits war es wirklich sehr blauäugig zu glauben, meine Eltern könnten sich bei den Signalen, die sie bisher gesetzt haben, auf so eine zwanglose Sache einlassen. Nach diesem Brief ist mir das viel klarer.
Ich finde allerdings, dass meine Schwester es auch akzeptieren muss, dass wir uns nicht unter Zeugen das erste Mal wiedersehen wollen. Mir schien das von vornherein ziemlich unklug. Ihre Tochter geht bei ihrer anstehenden Hochzeit im Oktober auch davon aus, dass sie alle einlädt und hat schon signalisiert, dass sie beleidigt ist, wenn einer wegen diesem Zwist absagt. Aber im Grunde, kann sie doch niemanden zwingen, sich diesem Gefühlsstress auszusetzen, da leidet doch auch die Feier drunter.
Dass sich meine Schwester nicht reinhängt ist richtig, aber die Entscheidung liegt letztlich bei mir und meinen Eltern.

@Spätzin

Ich habe zwar keine Verantwortung für ihr Leben, aber die Verantwortung für den Brief, mit dem ich so vieles ausgelöst habe, habe ich schon. Leider war ich damals nicht in der Lage den Brief nur zu schreiben, und nicht abzusenden. Das hilft ja auch oft. Ich war einfach noch nicht so weit. Ich brauchte ja selber noch Hilfe, auch das haben meine Eltern überhaupt nicht herausgelesen. Mit dem Brief habe ich ihnen erst gesagt, dass ich eine Therapie mache, weil ich Probleme habe/hatte. Dazu kam nur ein bitterböser Satz.
Es wird auch ohne Versöhnung gehen, aber die Antwort auf ihren neuen Brief, der wirklich viel ausgereifter ist als der Schnellschuss von damals, die kann ich mir selbst nicht ersparen. Sie haben sich ja auch keine Antwort mehr verbeten.

@ Elke,

ich glaube, meine Mutter sieht nicht die Frucht in mir, sondern ich bin doch das böse Mädchen, dass den Baum fällt, weil die schönen Frücht durch mangelnde Sorgfalt und Zuwendung schlecht geworden sind. Das ist doch der Knackpunkt.
Der arme schuldlose Baum, die vielen schönen Früchte, die er gegeben hat, die paar die ein paar faule Stellen hatten. Und dann das böse, leichtlebige, sorglose Mädchen, dass es nicht schafft die paar faulen Früchte rechtzeitig auszulesen und alles verkommen lässt und anschließend dem Baum die Schuld gibt. Auf Einflüsterungen Anderer fällt sie dann den Baum. Totaler Irrsinn!

@ Chira

ich weiß wirklich nicht, ob es viel Sinn hat zu antworten. Sie verstehen mich nicht falsch, sondern sie können nicht anders. So viel ist mir inzwischen klar. Mir tut es auch leid, dass ich ihnen ihren Lebensabend so verbittert habe. Vielleicht hätte ich es wissen müssen, es sind ja schließlich meine Eltern. So wichtig sie sich nehmen, genauso intensiv hat es sie zerstört, dass ich bestimmte Prinzipien ihrer Erziehung ans Licht gezogen haben und hier den aktuellen Bezug zu meinen heutigen Problemen gesehen habe. Sie waren keine bewussten, bösen Täter oder so. Sie haben vieles gemacht, was andere Eltern auch machen, nur hat es eben bei jedem Kind eine andere Wirkung.

z.B. hält meine Mutter mir in dem neuen Brief wieder vor, wie groß ihre Probleme damit waren, dass ich so viel gelogen habe. Und sie hätten natürlich dann immer wissen wollen warum, mich zur Rede gestellt und schon diese Situation sei sicher für mich nicht schön gewesen. Sie sind beide Lehrer, warum Kinder lügen,weiß doch jeder. Da gibt es massenhaft Literatur. Genau in diesem Punkt würden sie bestätigt finden, was ich in meinem Schreiben verdeutlichen wollte. Dass ihr Druck zu groß war, dass meine Meinung nur mit Kampf was gegolten hat, dass ich mir mit Lügen meine Freiheiten erkauft habe, Freiheiten,die dann nicht mal Spaß machen, wenn man auf verbotenen Wegen geht. Dazu schreibe ich ganz kurz was, weil sie haben es ja angesprochen. Mein Psychologe hatte herausgearbeitet, mit Fragen, dass es zu diesen Lügen kam, immer differenzierter und klüger, weil ich keine reale Chance hatte, meine eigenen Interessen gegen die meiner Eltern durchzusetzen, und weil die Auseinandersetzung mit ihnen so unangenehm und eben oft erfolglos war. Wenn sie sich dieses Thema mal durchleuchtet hätten, hätten sie viele Antworten gefunden. Aber wie gesagt, ich habe sie überfordert.

Vielleicht ist nach meiner Antwort endgültig Schluss, aber unbeantwortet will ich den Brief nicht lassen.

Mein Freund liest sich momentan den ganzen Schriftwechsel mal durch und hat mir schon signalisiert, dass er meinen Einstieg in den Brief schon wieder zu hart findet. Ich wollte damit anfangen, dass den Vorwurf, dass ich jeztt 1 1/2 Jahre Zeit hatte etwas zu klären, sehr unfair finde, weil sie sich ja auf den anderen Brief eine Antwort verbeten hatten und mein Vater gesagt hat, er würde mich rausschmeißen, wenn ich vor der Tür stehen würde. Mein Freund sagt, das würde sofort alles verderben. Ich wüsste garnicht, was ich sonst als Aufhänger nehmen sollte. Das ist doch ihr Grundtenor, weil ich jetzt so lange Funkstille gehalten habe - stimmt auch nicht, weil Muttertagsgeschenk - sei es jetzt für alles zu spät. Also müsste ich doch genau damit anfangen.

Oder ich mache einen Dreizeiler, akzeptiere, dass sie mit mir nach dem Brief nichts mehr zu tun haben wollen und sage ihnen, dass es mir leid tut,dass ich sie nicht verletzen wollte, und eben keinen anderen Weg gesehen hatte, die ganzen angestauten Probleme - scheinbar allein meine Probleme, weil sie dachten ja es war alles chick - zu verarbeiten. Das ist mir gerade so beim Tippen eingefallen. Jedenfalls steckt da kein Zündstoff mehr drin.

So, ich muss jetzt erstmal Luftholen. Heute Abend mache ich mit meinem Herzblatt eine schöne Runde Motorrad und lasse mir den ganzen Kleister aus dem Hirn pusten.

Ich danke Euch allen sehr.

L.G.
Timmi
 
timmi schrieb:
z.B. hält meine Mutter mir in dem neuen Brief wieder vor, wie groß ihre Probleme damit waren, dass ich so viel gelogen habe.
liebe timmi,
ich habe kürzlich gelesen, je intelligenter die kinder, desto verstärkt die lügen.... .
timmi schrieb:
Oder ich mache einen Dreizeiler, akzeptiere, dass sie mit mir nach dem Brief nichts mehr zu tun haben wollen und sage ihnen, dass es mir leid tut,dass ich sie nicht verletzen wollte, und eben keinen anderen Weg gesehen hatte, die ganzen angestauten Probleme - scheinbar allein meine Probleme, weil sie dachten ja es war alles chick - zu verarbeiten. Das ist mir gerade so beim Tippen eingefallen. Jedenfalls steckt da kein Zündstoff mehr drin.
finde ich sehr gut, diese lösung!!!
...
liebe grüße
chira
 
Liebe Chira,dann war ich eine Intelligenzbestie. Wenn ein Schulabschluss mit 1,0 dazu was aussagt:)
Ich wollte am WE den Brief mit meinem Freund nochmal durchgehen, hatte aber überhaupt keine Lust, mir damit das Wochenende zu vermiesen, also auch von meiner Seite wieder mal ein wenig Verdrängung.
Aber heute muss es werden, so oder so. Ich weiß aber genau so wie damals nicht genau, was eigentlich das Ziel meines Briefes sein soll. Eine Antwort um der Antwort willen ist es auch nicht. Ich tu mich momentan wirklich etwas schwer in der Sache. Weil es mir nicht egal ist.

L.G.
Timmi
 
AW: Wie die Beziehung zu den Eltern gestalten?

Hallo zusammen,

ich habe den Brief geschrieben s.o., insbesondere betont, dass ich nicht auf einen Kontaktabbruch aus war und darüber hinaus keinen Sinn darin sehe, die Dinge der Vergangenheit weiter auszuwalzen, da ich nicht glaube, das es Sinn hat. Habe auch etwas ausführlicher davon geschrieben, wie lange und warum ich eine Therapie gemacht habe. Habe auch gesagt, dass es mir leid tut, wenn ich sie verletzt habe, weil das nicht meine Absicht war.
Darauf hat meine Mutter mir angeboten - kurzer Brief - ich könnte ja mal bei ihnen vorbeikommen, was ich dann eine Woche später tat. Das erste Treffen nach fast genau zwei Jahren. Es war ziemlich o.k., keine Fremdheit, kritische Themen wurden vermieden, insgesamt angenehm. Wir haben uns bei ihnen im Garten getroffen - da haben wir die meisten gemeinsamen Interessen.
Ich habe sie dann zum Kaffe zu meinem Geburtstag eingeladen - fand gestern statt - wo sie dann auch meinen "Neuen" offiziell kennengelernt haben. Auch das ging reibungslos über die Bühne. Die Situation war unverkrampft und nicht unangenehm. Mein Freund hat mich sehr überrascht, weil er ein paar sehr nette klare Dinge gesagt hat - zu meinen Eltern. So in die Richtung, wie sehr auch er sich freut, dass die "Sache" jetzt wieder in die Reihe kommt, wie sehr er sich auch für mich freut. Uff...
Jedenfalls haben meine Eltern schon nach meinem Antwortbrief ihre Absage bei der Hochzeit meiner Nichte zurückgezogen. Auch dort große Freude.

Für die Zukunft werden wir sicher alle etwas vorsichtiger miteinander umgehen und keine Welträtsel mehr lösen. Für mich kommt ein Kontakt eben nur in Frage, wenn meine Grenzen akzeptiert werden. Ich glaube aber, dass es solche Probleme nicht mehr geben wird. Jedenfalls werden meine Eltern mir glauben, dass ich NEIN meine, wenn ich NEIN sage. Ich bin durchaus nicht euphorisch, was meine neue Beziehung zu meinen Eltern angeht, aber wir können wieder miteinander umgehen. Einiges kommt sicher noch nach, aber auch das ist nichts, was sich nicht klären lässt.

Überrascht? Ich auch;)

L.G.
Timmi
 
AW: Wie die Beziehung zu den Eltern gestalten?

liebe timmi,

meine gratulation!

nach einer gratwanderung an gefühlen hört/fühlt sich das alles jetzt an wie die wohlverdiente rast am wegerand,....

.... und es sieht so aus, als wäre jedem von euch die lust an solchen gratwanderungen auch vergangen
und ihr könnt gemütlich zusammen weitergehen.
den abstand bestimmend ohne erwartungshaltung.

eine gute basis für einen neuanfang.... .

alles gute für euch alle - und: ich habe vieles von dir gelernt :clown:

chira
 
AW: Wie die Beziehung zu den Eltern gestalten?

Liebe Chira,
danke Dir.
Auch ich habe hier im Forum viel gelernt. Ich habe derzeit keine offenen Baustellen mehr. Ich kann es selbst kaum glauben.
Klar, es ist nicht alles eitel Sonnenschein, aber ich kann die Sonne sehen, jederzeit und wenn nicht, dann weiß ich, dass sie da ist.
Wie genau meine Eltern die Situation einschätzen, oder wie sie sich für sie anfühlt weiß ich allerdings nicht. Aber besser als kein Kontakt ist es allemale.

Ich werde das Thema noch nicht schließen, könnte ja sein, dass noch jemand ein paar Fragen hat:)

L.G.
Timmi
 
AW: Wie die Beziehung zu den Eltern gestalten?

Wie genau meine Eltern die Situation einschätzen, oder wie sie sich für sie anfühlt weiß ich allerdings nicht. Aber besser als kein Kontakt ist es allemale.
Meinst du dass ihr mal drüber reden könntet?
Irgendwann?
LG
Elke

Ich habe mir nochmal die Geschichte von dem Apfelbaum durchgelesen!
Die Empfindungen deiner Mutter sind sehr stark gewesen, damals...
und aus meiner Sicht als Mutter, in gewisser Weise auch verständlich,
wenn auch sehr hoch im Anspruch.
LG
Elke
 
AW: Wie die Beziehung zu den Eltern gestalten?

Liebe Elke,

ich denke schon, dass es noch Gespräche zum Thema geben wird. Die Positionen sind - wie wir es aus unseren Briefen wissen - doch recht unterschiedlich. Aber auch meine Gesamteinschätzung ist nicht mehr so verhärtet wie noch vor einem Jahr.
Ich denke, dass meine Eltern noch immer sehr verletzt sind, weil sie sich eben über ihre "Leistung", die sie anders sehen als ich, identifizieren. Daran hat sich nichts geändert. Wahrscheinlich wird sich da auch nichts ändern, denn ihre Sicht, ihr eigenes Selbstwertgefühl, kann ich nicht verändern. Sie sehen die Dinge im Grunde so, wie sie sie sehen wollen.
Wir haben auch keinen regen Kontakt oder so. Es waren zwei Besuche - sozusagen Hin und Zurück und ein Telefonat. Es wäre ja auch völlig absurd, wenn wir da anknüpfen könnten, wo wir vor zwei Jahren standen.
Wir bauen die Beziehung vielleicht wirklich langsam neu auf, ohne übermäßige Erwartungen an den anderen. Das ist sicher das Lohnendste für alle.

Am Samstag ist die Hochzeit meiner Nichte - irgendwie doch eine Art Katalysator für die Kontaktaufnahme. Da sehen wir uns dann. Leider kann mein Partner nicht mit, er hat eine Veranstaltung, aber meine Tochter ist mit dabei.

Und über das "Märchen" meiner Mutter mag ich eigentlich nicht mit ihr reden. Das finde ich dermaßen unlogisch und selbstbemitleidend, dass ich da irgendwie aggressiv drauf reagiere. Meiner Schwester geht es damit ja ganz genauso. Unsere Mutter sieht sich als das ewige Opfer - das nervt tierisch. Als wäre sie nicht in der Lage irgendwas in ihrem Leben selbst zu gestalten. sie fühlt sich offenbar wohl in dieser Rolle. Da spiele ich nicht mit. Und ich will hoffen, dass sie mich danach nie befragt. Sonst wird es doch nochmal haarig.

L.G.
Timmi
 
AW: Wie die Beziehung zu den Eltern gestalten?

Liebe Timmi,

ich frage mich, was diese Schuldzuweisungen bringen sollen. Es ist doch ganz normal, daß die Gegenseite erst einmal zu macht.

Was erwartest du von deinen Eltern?

Soll deine Mutter sagen, ich habe versagt, tut mir Leid, daß du jetzt ein seelischer Krüppel deshalb bist.


Außer gegenseitige weitere Verletzungen bringt so etwas nichts. Das du es anders siehst als deine Eltern ist klar, aber wie wollt ihr auf einen Nenner kommen?

Manchmal ist es besser die Dinge zu akzeptieren und daran zu arbeiten, damit man sie nicht weiter mit sich rumschleppt. Deine Eltern werden sich bestimmt nicht mehr ändern. Sie sehen nur, du warst immer schon ein schwieriges Kind und bist es immer noch.

Hast du Rachegefühle und willst, daß deine Eltern jetzt genauso leiden sollen, wie du?

Was bringt dir daß außer einen kurzen Augenblick der Genugtuung.

Ich weiß jetzt nicht ob du selbst Kinder hast und ob du alles richtig machst.
Deine Kinder interessiert es dann auch nicht, was du mal als Kind für Probleme hattest, sondern sie sehen dann nur ihr Leid.

Das ist eine Kette ohne Ende.

Es wäre besser du brichst entweder den Kontakt ab oder sagst dir, Pech gehabt mit ihnen, versuche das Beste daraus zu machen, hätte schlimmer kommen können.

Ich habe in der Astrologie festgestellt, daß man sich daß das Elternhaus aussucht, wo man all das geboten bekommt, woran man sich entwickeln soll und das man daß als Außenstehender z.B. selbst als Oma nicht verhindern kann, das Schicksal erfüllt sich einfach.

Du solltest dich mit dem beschäftigen, was für deine Entwicklung wichtig ist und nicht versuchen deine Eltern zu belehren, weil das zu nichts führt.

Laura
 
AW: Wie die Beziehung zu den Eltern gestalten?

Hm Laura,

vielen Dank für Deinen Beitrag.

Ich gehe mal davon aus, dass Du nicht das ganze Thema gelesen hast.
Ich hatte bereits seit zwei Jahren keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern, nachdem ich Ihnen in einem sehr langen Brief verschiedene meiner Sichtweisen offeriert habe. Ziel der Übung war, dass wir ein sehr angespanntes Verhältnis mit vielen unausgesprochenen Vorwürfen und Erwartungen hatten - das wollte ich ändern. Meine Eltern haben hierauf komplett zugemacht und wir hatten Pause. Sie waren verletzt und beleidig und haben jeglichen Kontakt zu mir vermieden.

Nun hat sich auf mein Betreiben wieder ein sehr vorsichtiger Kontakt ergeben.
Insofern ist Deine Einschätzung, ich wolle meine Eltern ändern und würde mich in irgendwelchen Schuldzuweisungen ergehen und Deine Konsequenz, dass es besser wäre ggf. den Kontakt abzubrechen ziemlich abwegig.

Jeder von uns hat seine Position, die werden wir nicht ändern und das haben sowohl meine Eltern als auch ich erkannt. Also treffen wir uns dort, wo es nicht wehtut. Wir müssen eben nicht in allem auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Ich akzeptiere meine Eltern und erwarte von Ihnen das Gleiche. D.h. nicht, dass ich alles toll finden muss. Dieses "Märchen" meiner Mutter wäre so ein wunder Punkt und deshalb lasse ich es ruhen. Andersherum werde ich sehr genau darauf achten, dass meine Eltern künftig meine Grenzen nicht überschreiten.

Ich habe eine 19 jährige Tochter mit der ich sehr wahrscheinlich Probleme zwischen Mutter und Tochter besser klären kann, als ich es mit meiner Mutter je konnte und für die Zukunft steht Problembewältigung nicht mehr an.
Deine Meinung dass es in der Astrologie determiniert ist, sich sein Elternhaus quasi selbst zu suchen oder zu formen - teile nicht nicht. Ich stimme nur dahingehend zu, dass sich Vergangenheit nicht ändern lässt und es nicht sinnvoll ist hier länger zu verweilen.

Auch die Frage, dass ich nicht möchte, dass sich meine Eltern vor mir erniedrigen, haben wir oben ausführlich erörtert. Vielleicht hast Du ja mal etwas Zeit zum lesen. Es ist doch etwas komplexer, als es vielleicht nach meinen letzten beiden Einträgen scheint.

Und zum Schluss noch eines, was für mich auch ausschlaggebend war, den Kontakt irgendwie wieder zum Laufen zu bekommen.

1. Von meinen Eltern konnte ich nicht erwarten, dass sie es können. Sie haben in den letzten Jahren nicht die Entwicklung durchgemacht wie ich, sondern verharren schon aus Altersgründen auf alten Standpunkten, die ihnen Sicherheit geben und ziehen sich bei Problemen lieber in ihr Schneckenhaus zurück.
2. Fakt ist, dass kein Kontakt zum Elternhaus ewig eine offene Baustelle geblieben wäre und für alle Beteiligten eine Art Selbstverletzung darstellt. Es wird auch künftig Notwendigkeiten geben, sich zu verständigen, sich zu helfen und wenn dazu dann erst eine Mauer abgetragen werden müsste, könnte es für vieles zu spät sein.

Ach ja, und ich bin ganz gewiss kein seelischer Krüppel, ich habe ein paar Verletzungen erlitten, mit denen ich jetzt, nachdem ich es verarbeitet und aufgearbeitet habe, sehr gut umgehen kann. Leider war ein Schritt auf diesem Weg auch die aktive Auseinandersetzung mit meinen Eltern. Mir hat sie geholfen - meinen Eltern wahrscheinlich weniger.

So, ich hoffe, das war jetzt nicht zu unübersichtlich.

L.G:
Timmi
 
AW: Wie die Beziehung zu den Eltern gestalten?

Liebe Timmi,

ich habe selbst Erfahrungen mit diesem Thema und ich kenne es von anderen life.

Manche Eltern wissen, daß sie vieles falsch gemacht haben, würden es aber niemals zugeben, weil dadurch in ihrem Leben vieles in Frage gestellt würde.

Manche streiten sogar rundweg alles ab und andere behaupten sogar, daß sie nur das Beste wollten.

Für mich gibt es da wenig Möglichkeiten, je nach Vergangenheit, wie bereits gesagt den Kontakt Konsequent abbrechen, oder sich innerlich lösen und befreien, dann kann man zwanglos mit ihnen, ohne Erwartungen umgehen.

Alles andere führt nur zu weiteren Verletzungen und manchmal wollen Eltern auch gar nicht, daß sich eine Situation ändert, weil dann die Familienkonstellation auseinanderbricht, wenn plötzlich der Buhmann fehlt, an dem man alles festmachen kann.

Jeder hat eine Rolle in einer Familie zu erfüllen und je kränker das Familienmuster ist, je mehr wird daran festgehalten und du bekommst kaum die Chance aus dieser Rolle auszusteigen.

Ich wünsche dir, daß du eine akzeptable Lösung für dich findest, mit der du Langfristig umgehen kannst, ohne zu verbittern oder daran zu zerbrechen.

Laura
 
AW: Wie die Beziehung zu den Eltern gestalten?

Liebe Laura,

im Grunde entspricht das, was Du geschrieben hast genau dem, was ich jetzt in den letzten Jahren als Erkenntnis gewonnen habe.

Insbesondere gilt das für den Fakt, dass die Eltern wohl wissen, was sie hätten anders machen können, aber zu ihrem eigenen Schutz öffentlich darstellen, dass sie eben nichts falsch gemacht haben. Und dass sie glaubten, alles gut zu machen, wenn sie in ihrem Sinne handeln, möchte ich nicht mal in Frage stellen. Sie haben nur nicht berücksichtigt, dass ihre Kinder nicht nach ihrem Programm entwickeln. Das ist für Lehrer immer besonders schwer.

Mir reicht momentan auch meine eigene Erkenntnis. Ich muss mich hier nicht mehr spiegeln. Das wird wohl dem entsprechen, was Du als innerlich lösen bezeichnest.

Ich denke, dass wir - meine Eltern und ich - genau den richtigen Weg gehen werden.

Ich werde zwar meine Eltern nicht ändern, aber lernfähig sind wir alle noch. Manche Prozesse kommen spät und dauern eben auch länger.

Ich selbst hätte ja durchaus auch schon früher klarstellen können, dass ich mich von ihnen nicht so vereinnahmen lasse, wie sie es sich vorgestellt haben. Ihre Auffassung über die Rolle der Eltern im Leben der erwachsenen Kinder war immer der Ausgangspunkt für Konflikte und Unzufriedenheit.

Verbitterung zu vermeiden halte ich auch für wichtig, denn ich ertappe mich selbst natürlich immer wieder in Momenten, in denen ich für mich feststelle, dass ich bei entsprechender Aktivität meiner Eltern eine andere Entwicklung genommen hätte. Nun ist diese Zeit vorbei und das, was ich an Entwicklung nehme liegt schon seit Jahren in meinen Händen und ich habe trotzdem in meinem Erwachsenendasein nicht alle Chancen ergriffen, die ich hatte. Dabei war es sicher an mir, nicht mehr an meinen Eltern. Ich habe die elterliche Weichenstellung viel zu lange als unveränderlich angesehen. Im Grunde habe ich vor ca. 8 Jahren erst begonnen meine eigenen Ideen zu verwirklichen.

So, nun aber genug für heut.:escape:

L.G.
Timmi
 
AW: Wie die Beziehung zu den Eltern gestalten?

Liebe timmi,

bei mir lebt nur noch mein Vater. Er lebt sein Leben und ich fühle mich nicht

dafür verantwortlich und ich leben mein Leben. Er hat seine eigenen Geschichte, aus der er lernen sollte und ich habe mein Paket mitbekommen und versuche für mich das Beste daraus zu machen.

Was war das war, kann ich nicht mehr ändern und mit den Gedanken ,ja wenn damals, würde ich mich nur selbst quälen.

Also, was ist heute aktuell und wie kann ich es leben, daß es mir gut damit geht, die Frage stelle ich mir.

Das war ein Lernprozeß und das rate ich auch Jugendlichen, sich von der Vergangenheit zu trennen, zu sehen wo sind Defizite entstanden, wie wirken sie sich auf mein Leben aus, welche Handlungsmuster enstehen dadurch und entspricht das einem frei bestimmten Leben.

Ich kenne Kinder die fühlen sich auch noch für das Elend der Eltern verantwortlich, was eine große Last ist.

Manchmal sind sie nur da um einen den Knacks zu verpassen, an dem man dann sein Leben lang dran arbeiten kann.

Nicht umsonst sagt man Kinder werden als Prinzen geboren und von ihren Eltern zu Fröschen gemacht.

Als Ersatz, habe ich gute Kontakte zu meinen Gewschwistern, wir haben uns untereinander immer Halt gegeben, auch wenn jeder die Situation etwas anders zu Hause erlebt hat.

Ich habe festgestellt, wenn man sich innerlich löst von der Vergangenheit und den Eltern und erwachsen wird, braucht man diese Eltern nicht mehr. Sie sind eh nicht in der Lage die Defizite zu füllen, die sie einem beigebracht haben.

Mir sind meine Kinder wichtig und ich mir selbst, da ich auch nur ein Leben habe im Hier und Jetzt.
Eltern sind halt auch nur Menschen und haben auch ihre Vergangenheit.

Laura
 
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von Laura
Ich habe festgestellt, wenn man sich innerlich löst von der Vergangenheit und den Eltern und erwachsen wird, braucht man diese Eltern nicht mehr.

Liebe Laura,

das klingt so sehr nach Bitterkeit, dieses Statement dürfte sich auf deine ganz persönliche Erfahrung beziehen.

"Brauchen" tut man als erwachsener Mensch seine Eltern nicht mehr, im herkömmlichen Sinn.

Aber ich denke, es ist vielen Erwachsenen daran gelegen, die Beziehung zu den Eltern auf eine andere Basis zu stellen, die Qualität der oft spannungsgeladenen Beziehung zum Positiven zu verändern. Das ist mit Sicherheit die für beide Seiten befriedigendere Variante als diese komplette Loslösung, die nicht wirklich glücklich macht und auch nichts anderes ist als ein Eingeständnis des Scheiterns.

Im übrigen habe ich meinen Eltern nicht nur Defizite zu verdanken. Auch wenn ich mir selbst eine ehrlichere, weniger verkrampfte Beziehung zu meiner Mutter wünsche, so habe ich dennoch genug Objektivität, meine Kindheit nicht nur im negativen Licht sehen zu können.

Weiters möchte ich auch meinen Kindern nicht das Gefühl vermitteln, von "schlechten" Wurzeln abzustammen. Das würde sich auch nicht gut anfühlen für sie. Und meine eigenen Probleme mit meiner Mutter müssen nicht zwangsläufig zu den Problemen meiner Kinder mit ihrer Oma werden. Hier zu differenzieren betrachte ich als einen Teil meiner Verantwortung.

LG
Karin
 
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