Wie die Beziehung zu den Eltern gestalten?

Liebe Timmi,

danke für deine pn. Ich antworte vorsichtshalber mal hier, denn ich bin immer noch ärgerlich wegen dem Zeichenlimit gestern .....
:banane:
Ich kann es schon verstehen, wenn die Kontaktaufnahme jetzt nicht von dir
ausgehen kann. Da sind verletzte Gefühle im Spiel und dein eigener Stolz. Der
muss auch sein. Die Fronten sind einfach bei dir (euch) noch zu verhärtet.

Gerade habe ich mir den allerersten Beitrag von dir (November 2004!) angesehen. Daraus geht zwar der Status quo hervor, aber was war der
konkrete Auslöser, dass es überhaupt zu dem Eklat kam? Oder hat sich da im
Laufe der Jahre so eine Wut angesammelt bei dir, die du nicht konkret benennen kannst (also Ereignis-bezogen)?
Ich denke, du machst, wie ich, deinen Eltern bittere Vorwürfe, weil sie die
Grundsteine für deine Verhaltensmuster gelegt haben. So ist es auch, das
liegt nun mal im Verantwortungsbereich der Eltern.
Was so schwer fällt zu akzeptieren, das ist die Weigerung deiner Eltern, hier zu ihren Fehlern zu stehen. Niemals werden sie es zugeben, dass sie aus
Eigennutz, um gut dazustehen, gehandelt haben. Sie können es auch nicht
zugeben, denn sie empfinden es nicht so. Es wäre eine Bankrotterklärung
in Sachen Erziehung.
Ich selbst kann es tatsächlich überhaupt nicht nachvollziehen, warum es
meiner Mutter so schwer fällt, einfach meine Wahrnehmungen als solche
anzunehmen und zumindest zu sagen "gut, ich kann verstehen, dass du das
so gesehen oder empfunden hast".
Die "Fehlerlosigkeit" meiner Mutter hat mich manch schlaflose Nacht gekostet
und hat echte Aggressionen und Wut bei mir ausgelöst. Ich glaube, so wie
du deine Sache schilderst, kannst du das nachvollziehen.

Mein Vater war im dipolmatischen Dienst, ergo dessen hat die Familie öfters
das Land, den Wohnort wechseln müssen. Für mich waren diese Abschiede
von der vertrauten Umgebung, der Schule, den Freundinnen immer ziemlich
schlimm, wie ein kleiner Tod. Ich führe auch heute noch meine tiefe Angst
vor Veränderungen darauf zurück. Als ich das meiner Mutter genauso sagte,
bekam ich zu hören, dass das so einfach nicht sein könne, denn schliesslich
musste ich ja die "Nestwärme"(??!!) nicht aufgeben, und alles andere sei
nebensächlich, und außerdem hätten die Kinder der Kollegen nicht solche
hausgemachten Probleme mit Veränderungen gehabt. Denn schließlich hätte
ich diesem Umstand ja auch meinen erweiterten Horizont zu verdanken und
blah blah blah.
Egal wo wir waren, meine Mutter hat immer laut darüber sinniert, wo wir
(also die Familie) wohl in einem oder in zwei Jahren sein würden. In Moskau?
In Afrika? Oder gar in Neuseeland?
Als ich ihr letztes Jahr sagte, dass mich das immer regelrecht in eine innere
Krise gestürzt hat (schon wieder ein Abschied, der sich abzeichnete), meinte
sie nur, ob sie (die Eltern) vielleicht ihre Kinder hätten fragen sollen, wohin
sie denn möchten.
Also - sie hat nichts, aber rein gar nichts kapiert.
Gegen so viel emotionale Dummheit (ja, so sehe ich das) und mangelndes
Einfühlungsvermögen bin ich tatsächlich machtlos.
Das habe ich bei dem Telefonat vor 3 Tagen wieder gemerkt, als sie anfing,
sich für dies und das zu rechtfertigen, obwohl ich gar nicht darum gebeten hatte. Ich sagte ja, ich hab's geschafft, nicht darauf einzusteigen.

Andererseits - wer sich rechtfertigt, klagt sich an! Also doch ein verschleiertes Eingeständnis, das etwas nicht in Ordnung war (ist) ?? So kann man's auch betrachten, das ist sogar hilfreich.

Andrea, du kennst sicher den Spruch
"Gott gebe mir die Kraft, Dinge zu verändern, die ich ändern kann,
die Gelassenheit, Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann -
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden"

:reden:
Ich denke tatsächlich, ich bin bei der Gelassenheit angelangt, denn es ist
die einzige Option, mit der man selbst am besten leben kann.

****

Das Märchen deiner Mutter ist wirklich sehr plakativ! Ein Psychologie würde
angesichts eines so deutlichen inputs nicht einmal mehr gefordert sein.
Stimmt schon, deine Mutter ist das Baum-Opfer, von dem sich alle auf ihre
Kosten bedienen, dafür wird der Baum nicht mal geachtet, und seine
Früchte verfaulen. Sind die verfaulten Früchte ihr Kinder, die zu dem Schluß
kommen, die falsche Mutter gehabt zu haben? Und eben deswegen verfault,
weil undankbar? Selber schuld am Fäulnis = Eigenbestrafung?
Andererseits kann man das Märchen als stummen Hilfeschrei deiner Mutter
interpretieren, dass sie sehr darunter leidet, nicht in vollem Umfang gewürdigt zu werden. Da spielt auch sicher ihre Herkunftsfamilie eine tragende Rolle.
Aber das aufzulösen ist nicht Sache der Kinder.

An diesem Punkt denke ich, wäre eine seriöse Familienaufstellung klärend.

Was ich nicht ganz verstehe - welchen Part spielt dein Vater in diesem Zwist? Ist es seinerseits stumme Solidarität mit deiner Mutter? Oder kommt
sein versteinertes Verhalten aus seinem eigenen Familiensystem?

Dieses Eltern-Thema geht ganz schön an die Substanz, gell?
Ich habe hier lauter schlaue Bücher herumliegen mit grellen post-it's auf den Seiten, die Erkenntnisse bringen könnten ("Ohrfeige für die Seele" von Bärbel
Wardetzki, "Narzismuß" von Hans P. Röhr usw.).
Dass unsere Eltern sich so intensiv mit der Vergangenheitsbewältigung
auseinandersetzen, ist Wunschdenken!

Wie sieht das denn deine Tochter?

*****

Die versprochene e-mail bekommst du im Laufe des Wochenendes.

Viele liebe Grüße,
Karin
 
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hallo timmi,

habe deinen strang lange nicht mehr aufgeblättert und bin ganz überrascht, was sich da alles so abgespielt hat.

dieses 'märchen' ist hochgradig aufschlussreich. karin hat das in ihrem posting als hilfeschrei deiner mutter interpretiert, das kann man sicher, ich sehe das aber auch als ganz massiven vorwurf. und vor allem, verklausulierten vorwurf.

vielleicht ist es ja symptomatisch für eure familie, dass konflikte nicht geklärt, sondern systematisch ausgesessen wurden, schwamm drüber, offenheit adè. dass da eine latente spannung über diesem verhältnis liegt, kann ich mir vorstellen und habe ich selbst in meiner familie zur genüge erlebt. über alles wurde gesprochen, nur nicht über das wesentliche. bloss keine konflikte heraufbeschwören. ich habe noch den genervten ton meines vaters im ohr 'deine mutter ist schon wieder hochgradig emotional' furchtbar war und ist das.

es ist andererseits verständlich, dass diejenigen familienmitglieder, welche die tabuisierten bereiche hinterfragen und somit aus dem wertesystem ausbrechen, zu 'schwarzen schafen' werden. denn diese mitglieder konfrontieren die eltern mit ihrer eigenen unzulänglichkeit und davor haben sie wohl angst, denn das gefüge könnte zerbrechen.

ich schliesse mich der frage von karin an: was für eine rolle spielt eigentlich dein vater in diesem ganzen gefüge? das würde mich wirklich mal interessieren.

lg
pisces
 
Ich hab gerade so nen schönen Text zu dem Thema geschrieben! Und als ich ihn abschicken wollte, wurde ich raus geschmissen! Heul!
Deswegen jetz die Kurzfassung!
Es gibt zwei Möglichkeiten in meinen Augen!

Meine Eltern sin geschieden und mit meiner Mutter ist alles im grünen Bereich!


1. Mach es wie ich mit meinem Vater; akzeptiere seine Macken, streite mit ihm solange du kannst und gehe, wenn es dir zu viel wird! Erwarte keine Bestätigung oder Anerkennung für dein Handeln! Lieb ihn einfach, weil er dein Vater ist!


2. Mach es wie meine Mutter mit ihren Eltern; Sag deinen Eltern die Meinung und geh deines Weges! Brech den Kontakt komplet ab und genieße deine neu gewonnene Freiheit! Laß aber deiner Tochter die Wahl ob sie den Kontakt noch möchte und unterstütze sie, egal wie sie sich entscheidet!


Meiner Mutter und mir geht es mit der jeweiligen Entscheidung sehr gut! Und wir können beide damit Leben, auch wenn wir uns manchmal in schwachen Momenten fragen, was währe wenn.......! Das sind aber nur Momente, die immer seltener werden!

In diesem Sinne, steh zu dir selbst und bleib dir treu!
 
Liebe tweety,

die 2. von dir angesprochene Variante ist zwar eine Haltung, die man
respektieren muß.
Aber das verstehe ich nicht unter "Lösung", eher unter "Loslösung" (und
das leider auch nicht im Guten).

LG
Karin
 
Seit dem mir bewust wurde, das ich meinen Vater nicht ändern kann, verhielt ich mich auch dementsprechend!!! Und mir geht es seit dem viel besser! Ich nehm mir nicht mehr alles zu Herzen, was er mir sagt! Und kann auch mal kontra geben!

Und bei meiner Mutter gab es keine andere Lösung! Sie hat wirklich alles versucht und war auch in Therapie, weil sie die Fehler bei sich gesehen hatte!

Elter sind in meinen Augen dafür da, deinen den Weg im Leben zu erleichtern und nicht um einem das Leben unnötig zu erschweren!

Mein Vater hat sich auch etwas zum besseren geändert, seit ich im Kontra gebe! Aber die Grundeinstellungen sind geblieben! Ich habe gelernt damit zu leben! Ich will ja auch nicht, das er mir ständig vorschreibt, was ich zu tun und zu lassen habe! Und wenigstens sagt er anderen, wie stolz er auf mich ist! Mir wird er es wohl nie sagen können.....?!
 
Liebe Karin, liebe Pisces, liebe blue Tweety,

vielen Dank für Eure - für mich richtig wertvollen - Beiträge.

Ich verdränge wirklich nicht, bin am Thema dran, denke drüber nach, rede mit Euch und anderen und trotzdem empfinde ich das Ganze nicht als riesige Katastrophe. Wahrscheinlich bin ich da angekommen, wo Du, liebe Karin, von Gelassenheit sprichst. Ich kenne diesen Spruch, den hat mir mein langjähriger Chorleiter vor vielen Jahren in mein Poesiealbum geschrieben. Gelassenheit ist ja auch keineswegs Gleichgültigkeit. Gleichgültig lässt es mich nicht, aber so wie es ist, kann ich damit leben.

Es gab keinen Auslöser im eigentlichen Sinne. Etwa zum gleichen Zeitpunkt als ich meine Therapie anfing, habe ich auch angefangen den Kontakt mit meinen Eltern ganz rapide zurückzuschrauben. Hatte einfach keine Lust mehr, ihre Erwartungen an mich - also regelmäßig melden.... - zu erfüllen. Die Kontakte erschienen mir immer belastender, immer erzwungener. Wenn wir uns mal trafen, war ich intolerant und habe einfach nichts mehr eingesteckt. Es gab immer heftige Diskussionen, Vorwürfe etc. Am Ende war dann mein Geburtstag, ich wollte nicht feiern und sie haben es nicht akzeptiert und mich zu sich eingeladen. Ich war damit einverstanden, wollte aber nicht und wollte sie nicht verletzen, das übliche Spiel. Sie haben dann rumerzählt, dass sie meinen Geburtstag für mich ausgerichtet haben, auch das übliche Spiel. Sie im rechten Licht. Sie haben es für sich getan - es aber damit begründet es für mich zu tun. Ich wollte es nicht und war nicht in der Lage meinen Willen ihnen gegenüber durchzusetzen.
Das war Ende September, dann habe ich mich nicht mehr gemeldet, ohne Streit vorher und dann kam Ende November die Karte zu WEihnachten, dass sie nicht feiern wollen s.o. Und dann habe ich einen Rundumschlag gemacht und mir mit dem Brief im Januar alles von der Seele geschrieben.

Mit dem bekannten Ergebnis.

Meine Tochter findet das alles sehr überzogen. Aber sie hängt eben nicht in meiner Vergangenheit rum. Sie besucht meine Eltern, ist jedes Mal froh, wenn sie wieder los kann und meine Eltern tun ihr irgendwie leid. Meine Mutter ist sicher depressiv und hat auch diese Mitleidsmasche schon immer gut draufgehabt, hat sie mit uns Kindern immer gemacht, so auch mit meiner Tochter.

Ja das "Märchen",
es müsste wirklich mal jemand, der dafür kompetent ist, sie mit diesem Schrieb zum Psychologen schicken.
Ich finde, dass da eben auch die Realität völlig verdreht ist. Daran scheitert meine Mutter. Und deshalb kann sie sich auch nicht von ihren Denkmustern lösen. Sie sieht das alles genau so, wie sie es dort aufgeschrieben hat.

Ich denke auch, dass sie der Baum sein möchte. Welche Rolle die Äpfel spielen, welche Metapher sich dahinter verbirgt, habe ich auch gerätselt. Ich denke nicht, dass es Ihre Kinder sind. Es ist wahrscheinlich viel einfacher. Es sind ihre Gaben an ihre Kinder, die wir nicht geachtet haben, weshalb sie verfault sind und dann eben nichts mehr wert sind. Es könnte auch ihre Liebe an uns sein, dann wird allerdings die Interpretation schwieriger. WEnn man sich nicht um seine Liebe kümmert - in jeder Beziehung - dann geht sie ein, sie verfault.
Das Schlimme ist für mich nur, dass sich meine Mutter damit genau die passive Rolle gesucht hat. Wir als Kinder - also das Mädchen - wäre dafür veräntwortlich gewesen, sich um die Äpfel zu kümmern, um ihre Gaben um die geschenkte Liebe. Sie selbst - als Baum - konnte das nicht. Also ist das Mädchen selbst Schuld, sucht die Schuld bei anderen und findet sie bei der Mutter - ich meine bei dem Baum - und im Unvermögen der Erkenntnis des eigenen Versagens fällt das Mädchen den Baum. Quasi um die Erinnerung loszuwerden.

Aber dass es gänzlich unlogisch ist, dass jemand noch dazu wissentlich die Äpfel verfaulen lässt und dann einen Schuldigen sucht, das bringt mich wirklich in Wut. Oder sie nimmt genau dieses Bild, um zu zeigen, wie unlogisch mein Verhalten ist.

Ich finde, dass diese Geschichte vor Widersprüchen nur so strotzt.


Tja, blue Tweety, könnte sein, dass die neu gewonnene Freiheit wirklich über dem steht, was ich mit meinen Eltern erreichen könnte. Vielleicht habe ich deshalb nicht wirklich großen Kummer über die Situation. Ich schreibe viel und es ist mir ein Bedürfnis, meine Gedanken dazu zu sortieren, aber nicht auf Krampf, um eine Lösung zu finden.
Ich fühle mich wirklich befreit, seit dem ich keinen Kontakt mehr habe. Ich bin einen riesigen Druck losgeworden.

Und meine Eltern sind bestimmt nicht schlimm, oder böse. Dass da kein falscher Eindruck entsteht. Ich selbst, habe nur leider viel zu lange gebraucht, um aus ihren Denkschemen herauszukommen und mein eigenes Leben zu führen. Letztlich liegt die Tat bei mir. Sie haben die Anlagen gelegt und mein Charakter war eben so, dass es für mich nicht gut war. Meine Schwester ist da anders als ich, auch wenn sie sicher die gleichen Erfahrungen gemacht hat, wie ich.

Mein Vater:
Dazu hatte ich mal ein Thema angefangen, vielleicht lest Ihr da mal nach. Es hieß glaube ich: "Welche Rolle spielt mein Vater".
Da ich selbst das Themajetzt auch nicht lesen will, versuche ich einen kurzen Abriss:

Ich konnte mit meinem Psychologen nicht klären, welche Rolle mein Vater spielt. Grundsätzlich sind meine Eltern immer als Doppelwesen aufgetreten. Dadurch habe auch ich keinen Unterschied zwischen beiden gemacht.
Sie sagen, ich wäre sein Liebling gewesen. Ich sollte ein Junge werden und habe mich schon immer mehr für die praktischen Dinge interessiert, mit ihm gemalert und gebaut etc. Da habe ich viel Bestätigung für bekommen. Er war Lehrer an meiner Schule, dort hat er mich eher ignoriert, um keinen Ärger zu bekommen, dass er mich vorzieht - letztlich war es aber seine Entscheidung, dass wir an der selben Schule waren. War keine schöne Schulzeit.
Mein Vater hat 6 Geschwister, Kriegskind, Not, Berlin, Bomben, Diphterie, keine gute Kindheit und eine ziemlich resolute, lieblose Mutter. Strenge Trennung zwischen Frau und Mann, er war der Stolz der Familie, weil er studiert hat - Parallelität : die meiste Bestätigung bekam ich, wenn ich erfolgreich war in Schule, Studium, Beruf und Hobby. Nur mein liebstes Hobby - nämlich Musik machen, wollten sie mir verbieten, weil Rockmusik verpönt war. Ich habe gelogen, was das Zeug hält und bin heimlich zu einem Kumpel geschlichen, um Gitarre spielen zu lernen.
Heute stehe ich mit guten Leuten auf der Bühne, kann damit sogar Geld verdienen und meine Eltern haben letztens schon mal wieder bei meiner Schwester so nebenbei angemerkt, dass sie ja nicht gewusst hätten, wie ernst es mir mit der Musik war. Alles Blödsinn. Sie haben einfach auf meine Wünsche und Bedürfnisse überhaupt nicht geachtet. Lediglich dass der Typ einen schlechten Ruf hatte, bei dem ich gelernt habe, und dass mein Umgang mit ihm, sie selbst in Verruf bzw. Misskredit bringen könnte, lediglich dass war ihnen wichtig.

Seht Ihr, nun schreibe ich schon wieder von "Ihnen". Dabei sollte es um meinen Vater gehen.
Meine Schwester meint, er sei der Hardliner, er hindert damit meine Mutter daran, den Kontakt zu mir wieder in Gang zu bringen. Wir haben hier im Forum mal was über Entrüstung gehabt.
Ich versuche mal den Part einzufügen, ist aber sehr lang:

"Entrüstung
Hallo Ihr Lieben,

"Die Entrüstung (aus http://www.hellinger.com/deutsch/vi...truestung.shtml)

Wenn sich jemand über etwas Schlimmes entrüstet, dann scheint er auf der Seite des Guten zu stehen und gegen das Böse, auf der Seite des Rechts und gegen das Unrecht. Er tritt zwischen die Täter und Opfer, um weiterem Schlimmen zu wehren. Doch er könnte auch mit Liebe zwischen sie treten, und das sicherlich besser. Was also will der Entrüstete? Und was macht er wirklich?

Der Entrüstete verhält sich, als sei er ein Opfer, ohne es selber zu sein. Er nimmt für sich das Recht in Anspruch, von den Tätern Genugtuung zu fordern, ohne dass ihm selber ein Unrecht geschah. Er macht sich zum Anwalt der Opfer, als hätten sie ihm das Recht übertragen, sie zu vertreten, und lässt sie dann rechtlos zurück.

Und was macht der Entrüstete mit diesem Anspruch? Er nimmt sich die Freiheit, den Tätern Böses zu tun ohne die Furcht vor schlimmen persönlichen Folgen; denn da sein böses Tun im Licht des Guten erscheint, braucht er keine Strafe zu fürchten.

Damit die Entrüstung gerechtfertigt bleibt, dramatisiert der Entrüstete sowohl das erlittene Unrecht als auch die Folgen der Schuld. Er schüchtert die Opfer ein, das Unrecht im gleichen schlimmen Licht zu sehen wie er. Sonst machen auch sie sich in seinen Augen verdächtig und müssen fürchten, selber Opfer seiner Entrüstung zu werden, so als wären sie Täter.

Im Angesicht eines Entrüsteten können die Opfer ihr Leid und die Täter die Folgen der Schuld nur schwer hinter sich lassen. Bliebe es den Opfern und Tätern selbst überlassen, den Ausgleich und die Versöhnung zu suchen, könnten sie sich gegenseitig einen neuen Anfang gestatten. Doch vor Entrüsteten gelingt das nur schwer, denn Entrüstete sind in der Regel nicht eher befriedigt, bis sie die Täter vernichtet und gedemütigt haben, selbst wenn es die Leiden der Opfer verschlimmert.

Die Entrüstung ist in erster Linie moralisch. Das heißt, es geht hier nicht um Hilfe für jemanden, sondern um die Durchsetzung eines Anspruchs, als dessen Vollstrecker sich der Entrüstete darstellt und fühlt. Daher kennt er im Gegensatz zu jemandem, der liebt, kein Mitleid und kein Maß."

Ich habe hier einen Text gefunden, der mich an die Diskussionen zu Hellinger erinnert hat: Ich wollte ihn einfach mal hier reinstellen.

Liebe Grüße
Ereschkigal (von ihm habe ich auch lange nichts mehr gelesen)"

Also ich denke, mein Vater ist der "Entrüstete". Das schweißt beide enger zusammen, macht sie stark und auf der anderen Seite auch total starr und unbeweglich für jedwede Veränderung.

Bevor meine ganze schöne Mail weg ist, schicke ich sie erstmal los, auch ohnen chicken Schluss.

L.G.
und vielen Dank
Timmi
 
Hallo Ihr Lieben,

möchte mal wieder einen Sachstand kundtun.

Zum Muttertag hatte ich meiner Mutter in ihren Garten eine kleine Aufmerksamkeit und ein Kärtchen gestellt (einen Gartenhocker, zum Knien und Draufsitzen, beim Arbeiten, entlastet sehr).
Sie muss ziemlich überwältigt davon gewesen sein und hat anschließend bei meiner Tochter angerufen und mir ihren Dank ausrichten lassen. Sie hat total geweint und gesagt, dass sie gerne selbst angerufen hätte, aber dazu noch nicht in der Lage sei. Inzwischen weiß ich, dass mein Vater dagegen war, dass sie anruft. Es ist demnach so, wie ich s.o. über die Entrüstung geschrieben habe.

In zwei Wochen feiert meine Schwester Hauseinweihung. Sie hat sowohl meine Eltern eingeladen als auch mich - mit meinem neuen Partner - und hat gemeint, dass sie nicht sortieren will, wegen unserer Befindlichkeiten, sie möchte uns alle dabeihaben. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass eine angespannte Atmosphäre nicht viel schlimmer für sie wäre, aber wahrscheinlich will sie auch ein wenig die Klärung forcieren.

Ich hatte mir vorgestellt, das ich irgendwann mal mit meinen Eltern ganz geplant wieder zusammentreffe. Mal einladen oder so. So ein Zusammentreffen auf einer Familienfeier finde ich ziemlich über's Knie gebrochen.
Nichts desto Trotz habe ich jetzt zugesagt, obwohl meine Schwester die Zusage meiner Eltern schon hatte. Die haben allerdings nicht gefragt, ob ich da sein würde - vielleicht ist es ihnen also recht so. Wir werden sehen.

Jedenfalls würden sie dort auch meinen neuen Lebenspartner das erste Mal sehen. Meine Eltern habe ich dann 1 Jahr und 9 Monate nicht gesehen - und ich habe sie auch immer noch nicht vermisst.

Ich hab' so ein ganz komisches Gefühl der Sicherheit, dass ich alles einfach laufen lassen kann. Hat auch ein bischen damit zu tun, dass mein Freund gesagt hat, dass er mitkommt. Er wollte zuerst nicht, weil ihm die ganze Situation mit meinen Eltern auch blöd ist.

L.G.
Timmi
 
Hallo,

meine Eltern haben meiner Schwester abgesagt, als sie hörten, dass sie dort auch auf mich und meinen neuen Partner treffen würden.

Sie sind an einer Kontaktaufnahme auf diesem etwas unkomplizierten Weg offenbar überhaupt nicht interessiert. Mein Vater sagte irgendwas von "ich hätte vorher mal kommen müssen", also die alte Leier, als wären nicht fast zwei Jahre vergangen.

Irgendwie schade, aber die Zeit war wohl nicht soweit. Ich habe wirklich für einen Moment geglaubt, sie würden es einfach passiv laufen lassen, dann könnten sie zumindest behaupten, dass sie es ja eigentlich nicht wollten. Das hätte jedenfalls gepasst.

Meine Schwester ist sauer, sie will nicht vermitteln, lädt einfach alle ein. Der Rest ist deren Sache. Sonst müsste sie sich ständig reinhängen.

Für mich ist es allerdings auch wieder eine harte Zurückweisung, denn ich habe ja signalisiert, dass ich mich quasi an ihrer Anwesenheit nicht gestört hätte. Sogar mein Freund hat sich "breitschlagen" lassen.

Schade.

L.G.
Timmi
 
Hallo zusammen,

ich fühle mich zwar ein wenig wie ein Rufer im Sturm, möchte aber trotzdem nochmal posten.

Meine Mutter hat mir einen 8 Seiten langen Brief geschrieben, der kam noch bevor wir zur meiner Schwester fuhren. Ich habe den Brief selbst noch nicht gelesen.
Mein Partner hat sich erboten ihn zu lesen, falls etwas entscheidendes drin stehen würde, was ich sofort wissen müsste. Meine Schwester hat ihn dann auch gelesen.

Fazit: Ich hätte jetzt 1 1/2 Jahre Zeit gehabt, um mit ihnen in Kontakt zu treten und meine Beleidigungen und und und... zurückzunehmen, jetzt sei es zu spät. Dann hat meine Mutter doch noch detailliert meinen alten Brief kommentiert, was sie zuvor nicht getan hatte. Meine Schwester sagt, dass alles total verdreht wird, und Sachen drin stehen, die einfach nicht stimmen.
z.B. behauptet meine Mutter ich hätte maximal 3 x Dresche bekommen, was definitiv nicht stimmt. Der Witz ist, dass ich davon nichts geschrieben hatte.

Ich habe überhaupt keine Veranlassung, mich im Detail mit diesem Schreiben auseinanderzusetzen. Es wird keine Einigung möglich sein. Meine Eltern wollen Genugtuung für das Unrecht, was ich ihnen aus ihrer Sicht angetan habe. Da wird es wohl die Möglichkeit endlich mal einen Schlussstrich zu ziehen und jedem seine eigene Meinung zu lassen, auf Dauer nicht geben. Das wäre für mich der einzig denkbare Weg.

Mein Antwortbrief wird sehr kurz sein, maximal eine Seite. Mehr ist dazu nicht mehr zu sagen. Meine Eltern treiben es Stück für Stück selbst auf die Spitze.

L.G.
Timmi
 
Liebe Timmi
lass dich mal drücken,
aber entnehm dir nur das Positive, nämlich das, das nun endgültig Schluß ist.
Du brauchst dir das Leben nicht mehr schwer machen, weil du meintest, du müßtest was Richten., wofür du nicht verantwortlich bist.

Alles Liebe
Alex
 
Liebe Alex,

ich habe den Brief heute gelesen. Sie setzt sich wirklich auseinander aber es ist alles so wirr, so unklar, da werden Einzelheiten bewertet etc. Mein eigentlicher Ansatz kommt garnicht zum Vorschein. Sie hat sich auch weitere Karten oder Geschenke wie Muttertag verbeten. Das "verkrafte" sie nicht. Nun ja, es ist einfach keine Lösung. Auch nicht so wie es jetzt ist.

Ich werde demnächt meinen Brief schreiben und versuchen klarzumachen, dass ich wirklcih einen Strich unter Kindheit und Jugend machen will, jedenfalls soweit es darum geht, sich gegenseitig irgendwas vorzuhalten. Ich stehe natürlich zu meiner Vergangenheit.

L.G.
Timmi

Ich bin jetzt bei zwei Seiten, finde ich immer noch zu lang. Jetzt habe ich mal zwei Wochen Urlaub, da kann sich alles setzen.
 
timmi schrieb:
Sie setzt sich wirklich auseinander aber es ist alles so wirr, so unklar, da werden Einzelheiten bewertet etc. Mein eigentlicher Ansatz kommt garnicht zum Vorschein. Sie hat sich auch weitere Karten oder Geschenke wie Muttertag verbeten. Das "verkrafte" sie nicht.

Wieso?
Versteh ich jetzt nicht.
Auf der einen Seite hält sie dir alles "falsch" vor und auf der anderen Seite "verkraftet" sie keine Glückwunschkarten:confused:

Was erhoffst du dir, wenn ihr es schafft einen Schlußstrich unter die Kindheit etc. zu ziehen.
Du glaubst doch nicht im Ernst, das man das so "verdrängen" kann, das man dann eine bedingungslose und vorallem ehrliche Mutter-Kind-Beziehung aufbauen kann?

liebe Grüße Alex
 
Hallo Timmi,
ich finde das Verhalten deiner Schwester irgendwie gut. Was soll sie sich noch dazwischenhängen. Ihr müsst es unter euch ausmachen. Ich glaube ich würde mir den nächsten (letzten) Brief sparen. Sie wollen/können ja nicht (aus ihrer Haut) - verschwende deine Energie nicht weiter. Hol dir dein Gefühl der Sicherheit wieder, alles so laufen lassen zu können. Alles andere bring glaube ich im Moment nichts. Vielleicht ist die Zeit doch noch nicht reif. Selbst, wenn sie nicht mehr kommt, hast du alles dafür getan es zu klären.
Penelope
 
Hallo Timmi,

ich habe mit meiner Mutter seit elf Jahren überhaupt keinen Kontakt mehr.
Sie ist seit Febr.2006 im Pflegeheim nach einem Schlaganfall. Das Pflegeheim will ja nun Geld von mir.....

Ich habe die Probleme, die ich mit meiner Mutter über lange Jahre hatte, mit Heilsteinen für mich gelöst... und es ist gut so. Sie muss ihre Probleme, die sie mit mir hat, für sich selbst lösen. Mein Bruder hat die Beziehung zur Mutter im letzten Jahr gelöst, weil es auch unüberwindliche Koflikte gab.

Lebe Du Dein Leben mit Deinem neuen Partner, Du hast keine Verantwortung für das Leben Deienr Eltern!

Fühl Dich umarmt
 
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timmi schrieb:
Klappe die 3.,

nachdem ich den letzten Beitrag überlesen habe, will ich doch ein Wort mehr zu diesem "Märchen" schreiben. Vielleicht kommt ja von Euch noch eine Idee, die mich milder stimmt.

Ich versuche mich kurz zu fassen:
Im Kern geht es um ein Mädchen, was jahrelang immer alles vom Apfelbaum genommen hat, den Duft, die Blüten, den Schatten, das Rauschen und im Herbst dann die Äpfel. Die trägt sie in den Keller und kümmert sich nicht drum. Irgendwann will sie einen Apfel holen und stellt fest, dass die Äpfel anfangen zu faulen und zu stinken. Sie nimmt schnell einen Guten und geht wieder. Das ein paar Mal und jedes Mal nimmt sie, was noch geht und kümmert sich nicht um den Rest. Letztlich im Frühling fragt sie sich, wie das denn sein kann, dass aus den schönen roten Äpfeln so ein faulender, stinkender Haufen geworden ist (Anmerkung: ist das nicht haarsträubend, wer bitte ist so blöd? ich etwa?)
Mit Hilfe ihrer Freundinnen kommt das Mädchen zu dem Ergebnis, dass der Apfelbaum Schuld sei, es sei wohl die falsche Sorte. (Anmerkung: das ist Logik, oder?).

Jedenfalls fällt das Mädchen mit den Freundinnen dann den Baum.

An dieser Stelle ist das Opfer vollendet: Der Baum hat immer gegeben, alles was er konnte und zum Dank wird er dann gefällt.

Was sagt Ihr dazu? Starker Tobak? Das hat meine Mutter meiner Tochter geschenkt. Meine Schwester wie gesagt, war wütend.

Ich weiß, wie meine Mutter denkt, es ist aber totaler Schwachsinn, aber in dieser Rolle scheint sie sich zu sehen. Wenn ich könnte, würde ich sie zum Psychologen schicken, aber das kann nur jeder für sich allein. Und dass ich gegangen bin, war ja für meine Eltern etwas ganz Schlimmes.

So, dann bin ich jetzt doch gespannt, wie diese Geschichte auf Euch wirkt. Tut mir leid, aber meine Anmerkungen wollte ich mir nicht verkneifen.

L.G:
Timmi

Diese Geschichte hat für mich viel Wahres, und ich danke dir dafür dass du sie hier eingestellt hast.
Aus meiner Sicht bekommen wir von unserem Apfelbaum eine Menge mit, die Chance ein schöner, schmackhafter und gesunder Apfel zu werden und daraus wächst dann wieder ein guter Apfelbaum. Oder aber, wenn der Baum nicht wirklich gute Gene hat, die er ja auch aus einem Apfel von einem Apfelbaum bekommen hat, dann schmecken die Äpfel nicht, sind auch nicht gesund.

Es gibt die Möglichkeit diesen Apfelbaum so zu verändern (Veredelung) dass das Ergebnis besser wird.

Ebenso ist es natürlich wie in dieser Geschichte möglich dass die Frucht (du und deine Veranlagungen) mißachtet werden, vorallem dann wenn der Wert dessen, dass dir der Baum mitgegeben hat, mißachtet wird. Dann kann aus einer guten Frucht eine schlechte werden. Es liegt an dir aus dem was dir mitgegeben wurde das optimale zu machen.
LG
Elke
 
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