Liebe Andrea,
die Reaktion deiner Eltern tut mir wahnsinnig leid für dich! Es wird jetzt bestimmt nicht einfacher. Nein, deine Eltern sind bestimmt nicht so unschuldig wie sie tun und ich glaube auch, dass sie das selber schon merken (wie du ja auch annimmst, weil sie sich sonst da nicht so reinsteigern würden). Für eure Kinder ist das jetzt auch total schwer. Meine Eltern sind mit meinen Großeltern auch oft nicht klargekommen und als Kind stand man da immer so dazwischen. Das ist ganz schön nervenaufreibend!
Ich denke schon, dass es auch mit deiner Therapie zu tun hat, dass du diesen Brief jetzt geschrieben hast. Dort hast du ja die Bestätigung bekommen, dass deine Eltern früher schlecht reagiert haben. Und das hat dir sicher auch Mut gemacht, die Karten auf den Tisch zu legen.
Ich glaub immer noch, dass der Weg ein anderer ist, der zum "ziel" führt. Wenn mir jemand etwas vorhält, wo ich eigentlich weiß, dass derjenige Recht hat, tut das besonders weh. Man will sich nicht eingestehen, dass der andere Recht hat, dass man soviel falsch gemacht hat, möchte nicht so "schlecht" sein. Denn in unserer Gesellschaft ist es furchtbar schlimm einen Fehler zu machen. Das bekommt man schon in der Schule mit schlechten Noten quittiert! Dabei lernt man eigentlich NUR aus Fehlern!!! Also wehrt man sich mit allen (auch unlogischen) Mitteln. Und bevor man völlig daran zerbricht, denn das würde man, glaubt man, wenn man sich eingestehen würde, dass man da etwas nicht richtig gemacht hat (damit würde man also sagen, man ist total schlecht und am besten sollten sich alle von einem fernhalten), baut man sich lieber Mauern auf. Selbst wenn das einen von allen anderen trennt. Sogar von den Menschen, die einen lieben. Deine Eltern lieben euch, da bin ich mir sicher. Und vielleicht wollten sie euch jetzt im Erwachsenenalter immer davon überzeugen, wie toll sie sind. Wenn sie selber die Regeln aufstellen, was toll ist und was nicht, dann sind sie spitze. Heute verändert sich jeden Tag soviel. Es gibt ständig so viel Neues und gerade älteren Menschen macht das schwer zu schaffen. Sie wollten nicht vor euch versagen. Sie wünschen sich, dass ihr immer noch so zu ihnen aufschauen könnt, wie das kleine Kinder bei ihren Eltern machen. Und außerdem herrschte früher das Bild vor, dass Lehrer perfekt sind, allwissend sind. Ich stells mir nicht so leicht vor, mit so hohen Erwartungen durch die Gesellschaft zu leben. Das denke ich. Ich glaube nicht, dass das kühle Berechnung ist, nicht mehr. Gerade wenn man große Schuldgefühle hat, macht man absurde Dinge!
Hm, was würde ich an deiner Stelle jetzt tun? Was könntest du tun? Ich glaube, Abstand wäre schon wichtig. Ich könnte wahrscheinlich nicht einfach den Kontakt wieder aufnehmen. Versuch dich mal an schöne Situationen mit deinen Eltern zu erinnern. Früher hab ich mich an kaum was Schönes erinnert. Aber seid ich vergeben hab, kam da richtig viel!!! Und versuch dir mal vorzustellen, wie deine Traumfamilie aussehen könnte. Was du dir von deinen Eltern wünschst. Und vielleicht schaffst du es, das alles hinter dich zu lassen, deinen Eltern zu vergeben. Wenn du die Vergangenheit loslässt, lässt sie dich los. Ständiges wiederdurchkauen führt zu nichts außer Schmerz und Wut! Deswegen halte ich auch nichts von Therapien. Meine Freundin ist noch in Therapie. Bei jedem Schritt, den sie tut, muss sie erst überlegen, wie sie sich dabei fühlt. Und ob sie lieber nach rechts oder links gehen sollte. Also soll sie erst den Müll rausbringen oder Abwaschen?! In welcher Reihenfolge würde sie sich wohler fühlen?! Dabei geht es doch eigentlich darum, dass sie das bald erledigt hat, um es sich dann zum Beispiel mit einem Buch gemütlich zu machen. Es ist ganz komisch. Man scheint sich nur noch auf sich zu konzentrieren. Aber die Welt besteht doch nicht nur aus mir...
Nein, du brauchst dich nicht schuldig zu fühlen, auf keinen Fall. Der Brief war ein Versuch, ein Hilfeschrei. Ich wünsche euch, dass ihr bald wieder miteinander reden könnt, ohne Mauern und unausgesprochene Vorwürfe zwischen euch.
Meine Eltern sind so verändert, dass ist so cool. Vergeben lohnt sich wirklich!!! Morgen trete ich mein Referendariat an. Und für meinen ersten Tag in der Schule haben mir meine Eltern eine Einschulungstüte geschenkt. Ich fand das voll witzig. Sie freuen sich jetzt richtig, über jeden kleinen Schritt, den ich tue. Und bei uns ging auch absolut nichts mehr!! Wir hatten echt keinen Kontakt mehr.
Wenn du das Gefühl hast, dass du das schaffst und willst, kannst du ja immer mal wieder eine Karte oder so schicken. Mit ein paar Gedanken von dir, wies dir geht und um zu erfahren, wies ihnen geht. Vielleicht kannst du ihnen auch schreiben, dass du einfach alles auf den Tisch legen wolltest, um noch mal ganz von vorne mit ihnen anfangen zu können. Dass du es traurig findest, wenn aus deinem erhofften Neuanfang ein Ende geworden ist, aber dass das ihre Entscheidung ist, die du respektieren würdest. Trotzdem hoffst du, dass ihr nach ihr wieder/endlich zu einer Familie zusammenfindet. Irgendwie so in der Art?!
Ich wünsch euch alles alles Gute!
Liebe Grüße,
vind
die Reaktion deiner Eltern tut mir wahnsinnig leid für dich! Es wird jetzt bestimmt nicht einfacher. Nein, deine Eltern sind bestimmt nicht so unschuldig wie sie tun und ich glaube auch, dass sie das selber schon merken (wie du ja auch annimmst, weil sie sich sonst da nicht so reinsteigern würden). Für eure Kinder ist das jetzt auch total schwer. Meine Eltern sind mit meinen Großeltern auch oft nicht klargekommen und als Kind stand man da immer so dazwischen. Das ist ganz schön nervenaufreibend!
Ich denke schon, dass es auch mit deiner Therapie zu tun hat, dass du diesen Brief jetzt geschrieben hast. Dort hast du ja die Bestätigung bekommen, dass deine Eltern früher schlecht reagiert haben. Und das hat dir sicher auch Mut gemacht, die Karten auf den Tisch zu legen.
Ich glaub immer noch, dass der Weg ein anderer ist, der zum "ziel" führt. Wenn mir jemand etwas vorhält, wo ich eigentlich weiß, dass derjenige Recht hat, tut das besonders weh. Man will sich nicht eingestehen, dass der andere Recht hat, dass man soviel falsch gemacht hat, möchte nicht so "schlecht" sein. Denn in unserer Gesellschaft ist es furchtbar schlimm einen Fehler zu machen. Das bekommt man schon in der Schule mit schlechten Noten quittiert! Dabei lernt man eigentlich NUR aus Fehlern!!! Also wehrt man sich mit allen (auch unlogischen) Mitteln. Und bevor man völlig daran zerbricht, denn das würde man, glaubt man, wenn man sich eingestehen würde, dass man da etwas nicht richtig gemacht hat (damit würde man also sagen, man ist total schlecht und am besten sollten sich alle von einem fernhalten), baut man sich lieber Mauern auf. Selbst wenn das einen von allen anderen trennt. Sogar von den Menschen, die einen lieben. Deine Eltern lieben euch, da bin ich mir sicher. Und vielleicht wollten sie euch jetzt im Erwachsenenalter immer davon überzeugen, wie toll sie sind. Wenn sie selber die Regeln aufstellen, was toll ist und was nicht, dann sind sie spitze. Heute verändert sich jeden Tag soviel. Es gibt ständig so viel Neues und gerade älteren Menschen macht das schwer zu schaffen. Sie wollten nicht vor euch versagen. Sie wünschen sich, dass ihr immer noch so zu ihnen aufschauen könnt, wie das kleine Kinder bei ihren Eltern machen. Und außerdem herrschte früher das Bild vor, dass Lehrer perfekt sind, allwissend sind. Ich stells mir nicht so leicht vor, mit so hohen Erwartungen durch die Gesellschaft zu leben. Das denke ich. Ich glaube nicht, dass das kühle Berechnung ist, nicht mehr. Gerade wenn man große Schuldgefühle hat, macht man absurde Dinge!
Hm, was würde ich an deiner Stelle jetzt tun? Was könntest du tun? Ich glaube, Abstand wäre schon wichtig. Ich könnte wahrscheinlich nicht einfach den Kontakt wieder aufnehmen. Versuch dich mal an schöne Situationen mit deinen Eltern zu erinnern. Früher hab ich mich an kaum was Schönes erinnert. Aber seid ich vergeben hab, kam da richtig viel!!! Und versuch dir mal vorzustellen, wie deine Traumfamilie aussehen könnte. Was du dir von deinen Eltern wünschst. Und vielleicht schaffst du es, das alles hinter dich zu lassen, deinen Eltern zu vergeben. Wenn du die Vergangenheit loslässt, lässt sie dich los. Ständiges wiederdurchkauen führt zu nichts außer Schmerz und Wut! Deswegen halte ich auch nichts von Therapien. Meine Freundin ist noch in Therapie. Bei jedem Schritt, den sie tut, muss sie erst überlegen, wie sie sich dabei fühlt. Und ob sie lieber nach rechts oder links gehen sollte. Also soll sie erst den Müll rausbringen oder Abwaschen?! In welcher Reihenfolge würde sie sich wohler fühlen?! Dabei geht es doch eigentlich darum, dass sie das bald erledigt hat, um es sich dann zum Beispiel mit einem Buch gemütlich zu machen. Es ist ganz komisch. Man scheint sich nur noch auf sich zu konzentrieren. Aber die Welt besteht doch nicht nur aus mir...
Nein, du brauchst dich nicht schuldig zu fühlen, auf keinen Fall. Der Brief war ein Versuch, ein Hilfeschrei. Ich wünsche euch, dass ihr bald wieder miteinander reden könnt, ohne Mauern und unausgesprochene Vorwürfe zwischen euch.
Meine Eltern sind so verändert, dass ist so cool. Vergeben lohnt sich wirklich!!! Morgen trete ich mein Referendariat an. Und für meinen ersten Tag in der Schule haben mir meine Eltern eine Einschulungstüte geschenkt. Ich fand das voll witzig. Sie freuen sich jetzt richtig, über jeden kleinen Schritt, den ich tue. Und bei uns ging auch absolut nichts mehr!! Wir hatten echt keinen Kontakt mehr.
Wenn du das Gefühl hast, dass du das schaffst und willst, kannst du ja immer mal wieder eine Karte oder so schicken. Mit ein paar Gedanken von dir, wies dir geht und um zu erfahren, wies ihnen geht. Vielleicht kannst du ihnen auch schreiben, dass du einfach alles auf den Tisch legen wolltest, um noch mal ganz von vorne mit ihnen anfangen zu können. Dass du es traurig findest, wenn aus deinem erhofften Neuanfang ein Ende geworden ist, aber dass das ihre Entscheidung ist, die du respektieren würdest. Trotzdem hoffst du, dass ihr nach ihr wieder/endlich zu einer Familie zusammenfindet. Irgendwie so in der Art?!
Ich wünsch euch alles alles Gute!
Liebe Grüße,
vind