Hing aber auch damit zusammen, dass ich in dieser Phase das erste Mal mich traute, mich lieben zu lassen. Klingt jetzt doof, ich weiss (ich werde diesen Satz dann in einem eigenen Posting noch erklären).
Hier die Erklärung, warum ich denke, warum ich diesen Schritt als eine Phase beschrieben hatte, in der ich mich traute, "mich lieben zu lassen".
Ich hatte ein paar Mal geschrieben, dass Frauen sich gerne Stellvertreter für ihre Väter als Partner aussuchen, manchmal auch Stellvertreter für ihre Mutter. D.h. die Partner haben oft Anteile der Eltern, die sie spiegeln.
Oder man kanns auch so sehen, dass man als Frau gerne die (emotionale) Rolle der Mutter nachlebt und sucht sich passende Pendants.
Mein Vater war ein extrem gutaussehender Macho, Choleriker und kleiner Junge. Das war das Bild, das ich von einem Mann hatte, wie er mich ansprach, weil er mir "bekannt" vorkam.
Meine Mutter war extrem kühl, unnahbar und gleichzeitig unterwürfig bis zur Selbstaufgabe.
Bei diesem Ich-such-mir-meinen-Vater-Spiel ist es hauptsächlich wichtig, wie sich der Vater dem Kind gegenüber verhalten hatte und erst in zweiter Linie die Elternbeziehung zueinander.
Mein Vater war mir gegenüber autoritär, wollte mich brechen, aber er liebte mich. Und ich als Kind konnte ihn rasend machen, wenn ich ihn zurückwies. War ich unterwürfig und schmeichelnd, konnte ich von ihm alles haben, sein letztes Hemd, ihn manipulieren. War ich nicht so, war er so wütend, dass er mich krankenhausreif prügelte.
Naja, das Muster, das ich nachspielen wollte, lässt sich gut erahnen und der Typ Mann, den ich mir zielsicher suchte, auch.
Ich suchte mir Männer, die attraktiv, cholerisch, erfolgreich, dynamisch waren - aber im inneren kleine Jungs geblieben waren. Ich war in der Beziehung auch immer ihr Besitz. Der natürlich kühl war wie meine Mutter, aber dienend genug, um nicht aufzufallen.
Sie durften mich auch nicht großartig lieben, denn das verursachte Angst bei mir. Angst, dann eine Verantwortung zu haben. Angst, zur Rechenschaft gezogen zu werden, wenn ich sie nicht liebte. Ich war mit Liebe, die mir entgegengebracht wurde, schlichtweg total überfordert, machte zu, um mich zu schützen. Ich fühlte mich nur in Beziehungen "sicher", in denen ich mich auch nicht besonders geliebt fühlte.
Und dann war da dieser Mann, der mir seine Liebe jahrelang nachtrug, sie zeigte, vor dem ich davonlief, weil ich Angst hatte. Er war weder cholerisch, noch der kleine Junge, er passte nicht in dieses Bild. Er war für mich - nicht attraktiv.
Der Tag, an dem ich mich traute, mich auf diese mir entgegengebrachte Liebe einzulassen, veränderte mein Leben. Ich hatte das erste Mal in meinem Leben das Gefühl, wirklich zu leben. Es war wie der Schritt aus einem Kühlschrank, in dem ich immer gelebt hatte, ohne es zu bemerken.
Wir waren drei Monate später verheiratet - ich wollte ohne dieses irre Gefühl einfach nicht mehr sein. Dieses Gefühl, das frau umgibt, wenn sie mit Haut und Haar geliebt wird, wenn sie "vergöttert" wird. Wenn Dir das Frühstück am Morgen ans Bett gebracht wird mit einer Rose zwischen den Zähnen. Wenn es völlig egal ist, wie Du morgens zerstrubbelt aussiehst, er findet Dich einfach himmlisch und kriegt gar nicht genug von Dir.
Das war so erlösend, es lässt sich gar nicht beschreiben. Liebe ohne Angst.
Und deswegen stelle ich auch oft hier im Forum die Frage, wenn frau meint, immer an Männer zu geraten, die sie nicht/zuwenig lieben, ob sie sich selbst schon mal vorgestellt haben, wirklich total und voll geliebt zu werden - was für Gefühle das bei ihnen selbst auslöst. Bei mir war es: Angst.
Und diese Angst, sich wirklich lieben zu "lassen", macht sich im eigenen Griff nach dem Partner bemerkbar.
Ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass Partnerwahl in Richtung "nicht liebensfähiger Mann" eine Art Schutzmechanismus sein könnte, damit frau sich sicher fühlen kann.
So, ist jetzt lang geworden, mein Outing.
Mit dem besagten Mann war ich übrigens 15 Jahre verheiratet, wir haben drei Kinder bekommen, es war lange Jahre einfach wie im Märchen. Die Scheidung erfolgte aus Gründen, die sich später ergaben - sie hatten allerdings mit seiner Liebe zu mir nichts zu tun. Heute bin ich mir nicht sicher, ob ich nicht (für mich) Liebe mit Dankbarkeit verwechselte, ich weiss bis heute nicht, ob ich ihn je geliebt hatte. Aber es ist egal, es war einfach - schön. Und ich würde es immer wieder so machen, denn geliebt zu werden rockt.
Liebe Grüße
Reinfriede