Bachstelze
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und ich würde nicht fremdgehen aus angst vor nähe, sondern weil ich endlich mal nähe will und die in meiner beziehung so nicht vorhanden ist. wenn es ein gegenüber gibt, mit dem ich mich innig drauf einlassen kann, finde ich, dass es sich um eine art von nähe handelt.
Ganz energischer Einspruch. Nähe ist, sich darum zu kümmern die Nähe in der zerrütteten Beziehung herzustellen. Ohne Ablenkung. Oder, wenn das nicht möglich ist oder der Partner nicht mehr gewollt wird, die zerrüttete Beziehung zu beenden und dann mit dem anderen der sich anbietet eine Beziehung einzugehen. Mit Haut und Haaren. Nähe heißt ja nicht rein körperliche Nähe, sondern mich dem anderen so zu zeigen wie ich bin. Mit meinen guten Seiten, meinen schlechten, allen Stärken und Schwächen und auch denen die ich selbst an mir überhaupt nicht mag.
Nähe heißt sich öffnen und dem anderen gegenüber verletzlich zu sein. Und sich mit allen Anteilen des Partners auseinanderzusetzen.
Und wenn ich da so viel Energie und Willen dem anderen und mir selbst gegenüber reinstecke, dann hab ich nicht den Hauch von Interesse, mich irgendwo anders umzusehen, weil mein Partner mir so nahe ist, wie ich einen wildfremden Menschen niemals an mich ranlassen würde. Weil ich mir selbst damit nicht gut tun und den, den ich liebe nur unendlich verletzen würde.
Wenn jemand fremd geht, entzieht er sich seinem Partner dadurch. Klar, physisch ist man noch da, bringt die Kinder in die Schule, fährt gemeinsam auf Urlaub...aber innerlich ist ein nicht geringer Teil von einem weg. Und die Notwendigkeit der Geheimhaltung, in die man auch nicht grade wenig Energie steckt, schiebt eine dicke fette Lüge zwischen das Paar. Wo ist da die Nähe?
Wenn man die Person ist, mit der fremdgegangen wird, bekommt man vom anderen nur den kleinen Teil, der einem zugestanden wird. Da braucht man nur die vielen verzweifelten Schilderungen von Frauen lesen, die jahrelang eine Affaire mit einem verheirateten Mann haben. Ja nie anrufen! Nirgends zusammen gesehen werden! Nie ist er da, wenn sie ihn braucht. Hat das was mit Nähe zu tun?
Wenn man der Partner ist, der betrogen wird, dann hat man offensichtlich eine Beziehung zu jemandem, der sich zu oben erwähntem Teil entzieht. Warum lässt man sich darauf ein? Anstatt jemanden zu wollen, der seine Energie in EINE Beziehung investiert? Sich das WERT zu sein, dass man eine Beziehung hat mit jemandem, der hinter dieser Beziehung zu 100% steht?
Auch wenn sich vielleicht manche denken "Angst vor Nähe, was soll der Unsinn, so was hab ich nicht" - unterschätzt das nicht. Das gibts viel mehr, als wir alle zusammen glauben - und es macht komische Dinge mit den Menschen
Als nette kleine Übung für zwischendurch kann sich ja, jeder, den das anspricht, fragen, zu wie viel Prozent er bei seinem Partner ist. Auch wenn man grade neben ihm auf der Couch sitzt und zu 100% körperlich anwesend ist. Zu wie viel Prozent bin ich innerlich anwesend und ganz beim anderen? Das schwankt natürlich auch - je nach Tagesverfassung, dem was wir sonst so erleben, wie gut die Beziehung grade läuft.....aber ich würde sagen, wenn da niemals nie 100% vorkommen.....
Warum nicht?
lg
B.