Wie die Beziehung zu den Eltern gestalten?

LIebe Chira,
lieber Stephan,

Chira, diese Frage nach dem "Was tun" stelle ich mir seit Wochen. Aber daran, dass keiner hier ein Patentrezept auf Lager hat, sehe ich auch, dass es eben wirklich sehr schwierig ist.

Ich gehe nicht auf gefühlsmäßige Distanz zu meinen Eltern. Das spüre ich ganz deutlich. Irgendwie bin ich trotzdem bei ihnen, ohne dass ich deshalb traurig bin oder wütend. Ich denke an sie ohne Groll. Ich weiß, dass sie ihr Leben genau so weiter machen wie immer. Ich kann auch unbeschwert über Begebenheiten aus der Vergangenheit reden, die schön waren, ohne dass gleichzeitig Groll aufkommt oder ich meinem jeweiligen Gesprächspartner gleichzeitig erzählen muss, dass ich keinen Kontakt zu meinen Eltern habe.
So eine Situation in der ich mit meinen Eltern zusammentreffen würde, würde ich derzeit vermeiden. Das wäre aus meiner Sicht unangebracht, bevor nicht in irgendeiner Art wieder ein Verhältnis besteht.
Meine Eltern hingegen sind voller Groll. Als meine Schwester mich erwähnte, sagte meine Mutter s.o. das Thema wäre für sie erledigt.

Schade, dass keiner da ist, der meinen Eltern helfen kann. Ich wüsste manchmal gern, wie die engsten Freunde meiner Eltern über diese Situation urteilen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass, meine Eltern nicht mit einigen darüber geredet haben. Aber da fällt mir dann gleich wieder der Aufsatz mit der Entrüstung ein. Außerdem haben meine Eltern Freunde, die in ihren Prinzipien ähnlich gestrickt sind wie sie. Sonst wären es nicht ihre Freunde. Vielleicht zerfrisst das Ganze meine Mutter ja doch noch so, dass sie endlich mal Hilfe in Anspruch nimmt. Ich denke, dass sie in der Sache am meisten leidet und sich als Opfer fühlt.

Stephan, ich finde es immer wieder erstaunlich, wie gut Du die Sache auf den Punkt bringen kannst. Es klingt alles viel logischer als bei mir.

Die Zeit spielt sicher bei allem eine entscheidende Rolle.

Einen Aspekt hatte ich gestern auch noch vergessen.
Selbst wenn ich den Kontakt aus irgendeinem aktuellen Grund wieder aufnehmen würde - kein neuer Brief, da gelten die zwei Alternativen von Dir - wäre es nicht das Gleiche Muster wie früher. Früher habe ich nach Streitigkeiten ganz auf die Harmlose Kontakt gesucht, Blümchen gebracht, irgendwas "Wichtiges" erzählen müssen, das Thema wurde unter den Teppich gekehrt und da blieb es auch. Für meine Eltern war es in Ordung und ich war die Anspannung des Streites los. Immer das Gleiche Schema. Manchmal war es sogar meine Mutter selbst, die auf diese Weise versucht hat, die Spannungen zu beheben. Ich kann mit Spannungen nicht umgehen, merke ich auch immer, wenn ich eine Auseinandersetzung mit meiner Tochter habe, und meine Mutter kann es auch nicht.

Es wäre trotzdem heute nicht mehr das Gleiche, weil ich mich verändert habe. Ich sehe die Dinge heute realistischer, verstehe Gründe und bin deshalb nicht mehr manipulierbar. In diesem Sinne stimme ich Dir (Zitat) total zu:

Nein, es wäre m.E. nicht dasselbe, solange du dir dessen bewußt bist. In dem Moment, wo du weißt und dir gegenwärtig bist, daß es ihre möglichen, wahrscheinlichen Denkmuster und Empfindungen sind, nicht die deinen, solange du sie nicht automatisch übernimmst und dir zu eigen machst und zum Kriterium deiner Entscheidungen machst, in dem Moment empfindest du mit ihnen, nicht für sie und nicht statt deiner eigenen Enpfindungen. Ich halte das für eine wichtige Empfindung, die du dir nicht gleich aus Angst vor dem Rückfall in alte Muster wieder zerstören solltest.

Es wäre das Gleiche Spiel, und doch wieder nicht, weil die Spieler sich verändert haben. Ich würde heute unter anderen Voraussetzungen handeln, nicht bereuen oder irgendetwas unter den Teppich kehren. Und je mehr Zeit vergeht, desto weniger kann ich darüber hinaus davon ausgehen, dass meine Eltern sich nicht auch verändern. Sicher nicht so sehr wie ich, aber bestimmte Sachen würden sie sicher heute schon anders machen, weil sie wissen, dass sie "so" mit mir nicht mehr umgehen können.

Also bleibt es dabei, wenn ich nichts tun kann, was momentan nötig ist, dann bleibt Abwarten die beste Tätigkeit. Jedenfalls kann sich dadurch die Situation nicht weiter verschärfen.

:danke:

L.G.
Timmi
 
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Hallo,

meine Tochter will heute ihre Großeltern besuchen, aus eigenem Antrieb und ich finde es einerseits gut, andererseits auch wieder nicht. :guru:

Mein Gefühl ist richtig kalt, wenn ich an meine Eltern denke. Da bewegt sich nichts mehr. Wir sind uns wahrscheinlich sehr ähnlich. Naja, der Apfel...

L.G.
Timmi
 
Hallo ihr "elterngeplagten" Menschenkinder,
ich will gleich ehrlichsein:ich habe mir nicht die Mühe gemacht, alle Beiträge zu lesen, aber das Überfliegen hat schon gereicht.
Ich möchte euch nur kurz erzählen, wie es bei mir war.
Bis zu meinem 18.Lebensjahr lief alles gut zwischen meiner Mutter und mir - dachte ich jedenfalls die ganze Zeit.
"Sie haben eine schlechte Mutter und Kindheit gehabt...." diesen Satz sagte mir eine Psychologin, da war ich 31.
Ich konnte es nicht nachvollziehen, doch inzwischen weiß ich das es so ist.
11 Jahre habe ich mich Angststörungen rumgeplagt, ohne zu wissen, das meine Mutter der Ursprung davon war.
Hände an die Hosennaht, keinen Widerspruch, ja nicht aus der Reihe tanzen...

Mein erstes Kind hab ich am Anfang auch noch nach diesem Muster erzogen und beim zweiten Kind, 4 Jahre später war alles anders, ich konnte Liebe geben und auf Strenge verzichten.
Wieso das auf einmal ging, weiß ich nicht, aber dies war dann der Auslöser meiner Angststörungen.
inzwischen sind wieder 14 Jahre vergangen.

Meine Mutter seh ich notgedrungen zu Familiengeburtstagen.Sie hat ja schon solche Dinger draufgehabt, nur ihrem ersten Enkel was zu Weihnachten zu schenken, weil:die anderen sind sowieso noch zu klein und verstehen es nicht.
Da war es das erste Mal das ich mich energisch gegen sie aufgebäumt hab.
Solche Vorgänge wiederholten sich zunehmend öfter.
Sie hat sowieso keinen Durchblick.Ich war Einzelkind und sie ist jetzt 4fache "Oma"
Sie ist immernoch superpenibel und kann sich nicht vorstellen, das mit 4 Kindern nicht immer alles super ordentlich ist.
Aber zum Glück hat sie sich schon vor Jahren abgewöhnt, ihren Kommentar dazuzugeben - brauch sie auch nicht, denn ihre Blicke sagen alles.

Hassen tue ich sie nicht, sie ist mir eher gleichgültig.Jeder muß sein Leben leben, wie er es für richtig hält.


Meine wahre Mutter war meine Tante.Sie hat mir die Liebe etc.geben können, die mir bei meiner Mutter versagt geblieben ist.
Leider ist sie vergangenes Jahr ganz unerwartet verstorben.
Und jetzt lößt sich der Rest der Familie auf.
Auf der einen Seite bin ich froh darüber, auf der anderen Seite find ich es eigentlich doof.

Ich hoffe, ihr blickt bei dem Durcheinander noch durch.
liebe Grüße Alex
 
Hallo Alex,

dein Beitrag animiert mich zu einem sofortigen spontanen Einwurf:
Ulla405 schrieb:
"Sie haben eine schlechte Mutter und Kindheit gehabt...." diesen Satz sagte mir eine Psychologin, da war ich 31.
Das hat dir eine Psychologin so gesagt?? Da gehen bei mir aber alle Warnlampen an!!

Derlei Wertung und Urteil ist aus meiner Sicht erstens, anmaßend, zweitens vereinnahmend und mißachtend und drittens, absolut ungeeignet für eine wirkliche Auseinandersetzung der Klientin mit der Situation und für ein echtes Herauskommen aus den Konditionierungen.

Wenn mir eine Therapeutin mit einer derartig anmaßenden Bewertung meines Lebens und meiner Eltern käme, ich würde ihr höchstwahrscheinlich im nächsten Moment einen guten Tag und alles Gute wünschen und gehen.

Etwas anderes ist es, den Blick auf mögliche Ursachen zu richten.
Aber das Urteil "Sie hatten eine schlechte Kindheit und eine schlechte Mutter..."
Da werde ich den Verdacht nicht los, daß hier eher eigene Befindlichkeiten der Therapeutin im Spiel sind...

liebe Grüße, Stephan
 
hallo Stefan, tut mir leid, aber sie hat es so zu mir gesagt, nachdem sie meinen"Lebenslauf" gelesen hatte.
Allerdings muß ich dazu sagen, daßes nicht sie war, die mir geholfen hat.
Ihre Methode hat bei mir nicht funktioniert.
Das war so eine Couchmethode - Augen zu, entspannen und dann sagen, was man sieht...
Geholfen hat mir eine Gesprächstherapie bei einer anderen Psychologin.

Aber das ändert nichts an der Sache, das wir keine Mutter-Kind_Beziehung haben sondern nur ein Bekanntschaftsverhältnis.
Und das, wage ich zu behaupten, beiderseits.
liebe Grüße Alex
 
Hi Alex,

muß dir nicht leid tun. ;)

für mich sind derlei verurteilende Aussagen, gerade von Psychologen/Therapeuten halt wirklich ein rotesTuch.

ich wollte mit meinem beitrag auch auf gar keinen Fall eure Eltern-kind-beziehung bewerten, schönreden oder ähnliches. das stünde mir gar nicht zu.

liebe Grüße, Stephan
 
Hi Stephan, hi Alex,

ich habe mich solange ich denken kann mit meinen Eltern auseinandergesetzt. Mich an ihnen gerieben, mich und meine Meinung verteidigt - und meist aufgegeben, unter den Teppich gekehrt, lieb Kind gemacht - um des Friedens Willen und mich bemüht, ihre nie endenden Erwartungen zu erfüllen und mich für jedes und alles bei ihnen gerechtfertigt.

Aber nicht dies, war der Auslöser für meine laufende Gesprächstherapie. Ich hatte auf einmal nur noch Probleme, in allen Lebensbereichen, und keine Lösungen mehr. Probleme entstehen im Kopf, Lösungen auch.

Angekommen in den Gesprächen sind wir - bei meinem Elternhaus. Das, was ich dort in Kindheit und Jugend an Verhalten gelernt habe, Beziehungsmuster, Konfliktbewältigung - das ist mir im Verlaufe meines Lebens auf die Füße gefallen. Da hat nie ein Psychologe gesagt - die Eltern sind schuld, diese Frage steht so nicht. Sie sind wie sie sind, aber wie ich damit umgehe - das muss ich neu definieren. Ich hätte mich wahrscheinlich anfangs auch dagegen verwahrt, irgendwelche Gründe in der Kindheit zu sehen. Wie gesagt, ich hatte auch noch nie etwas Bestimmtes über Therapien gehört.

Wohin das geführt hat steht oben genauer, und von einer Beeinflussung in der Therapie würde ich nicht direkt sprechen. Ich habe doch den Eindruck, dass ich die Erkenntniss eher aus den Zusammenhängen gezogen habe, auch der Wunsch meinen Eltern einen Brief zu schreiben, kam direkt aus mir heraus.

Ging in die Erdbeeren, aber es wird schon weitergehen. Mal sehn', was meine Tochter heute erzählt, wenn sie zurück ist.

L.G.
Timmi
 
hallo Timmi,
um alles genau zu erklären, hätte ich wahrscheinlich einen Roman schreiben müssen.
Ich glaube auch, das ein guter Psychologe nur einen Tip zum Weg geben kann, den Weg gehen muß man dann schon selbst und selbst entscheiden, welche Richtung man einschlägt.
Die Psychologin, die mir letztendlich helfen konnte hat auch nie meine Mutter verurteilt, eher so, das auch sie (meine Mutter) der vollen Überzeugung nach, geglaubt hat, das Richtige zu tun.
Ich sagte einmal meiner Psychologin, das meine Mutter auch so eine Therapie notwendig hätte, und ob ich ihr das mal erklären sollte, aber sie sagte darauf, das sowas keinen Sinn hat, weil man selbst darauf kommen muß, Hilfe zu benötigen.
Aber ich bin mittlerweile soweit, das ich nur meine Ruhe vor ihr haben möchte.
Ihre Anstandsbesuche ertrage ich noch so, aber mehr muß nicht sein.
Da sind unsere Ansichten viel zu verschieden und wir sind bestimmt auch beide Sturköpfe, sodaß es kein Einsehen gibt.
es steht auch noch ein Gespräch offen. Vor einigen Wochen hat sie mich wiedereinmal dermaßen enttäuscht, das ich einige Zeit später, in meiner Wut, ein Gespräch von ihr verlangte.
Ich sagte ihr klipp und klar (telefonisch), daß wir uns unterhalten müssen und es bloß zwei Varianten gibt.Entweder, wir gehen aufeinander zu und versuchen, uns zu verstehen oder wir brechen diese Beziehung komplett ab.
Offengestanden hatte ich aber dann soviel anderes Wichtiges zu tun, das jetzt schon ein paar Wochen vergangen sind.
Sie rief neulich an, um zu fragen, ob alles i.O. wäre, weil ich mich nicht gemeldet habe. Ich sagte ihr, was ich alles zu tun hatte (für sie wieder unverständlich, weil es mit Tieren zu tun hatte) und das ich mich melde.
Inzwischen ist die Wut verraucht, aber ich weiß, das ich das Gespräch, der Gerechtigkeithalber irgentwann führen muß.
Aber ich weiß nicht, ob ich das überhaupt noch will, weil, wir hatten sowas schonmal und es hat sich am Zustand der Beziehung nichts geändert.Man tut immer so, als ob... und keiner traut sich, alles zu beenden.
liebe Grüße Alex
 
Hallo Alex,

genauso geht mein Psychologe auch ran. Er rät mir auch mal zu bedenken, dass es nicht in der Absicht meiner Eltern lag, mir zu schaden. Ihre Absichten entsprachen ihrer eigenen Erfahrung.
Der Rest liegt bei mir. Indem ich verstehe, was mit mir passiert ist, kann ich damit umgehen und mich für die Zukunft ändern, meine Verhaltensweisen ändern. Dass sich meine Eltern nicht mitändern wollen oder können, hat er mir quasi doch ein wenig vorausgesagt - aber nachdem ich meine eigenen Schritte unternommen hatte. Ich hatte auch gesagt, dass meine Mutter als das ewige Opfer sicher auch mal eine Beratung brauchen könnte, aber sie würde es nicht einsehen. Sie ist depressiv so lange ich denken kann und ändert nichts an ihrem Verhalten.

Die Reaktion meiner Eltern darauf, dass ich eine Therapie mache war auch sehr krass. Ich hatte es in dem Brief an sie erstmals erwähnt. Sie führten meinen Brief als "Befreiungschlag" auf eine "Hirnwäsche eines Schmalspurtherapeuten" zurück. Damit war für sie das Nachdenken erstmal beendet. Den Kontakt haben meine Eltern abgebrochen, mit ihrer Antwort auf meinen Brief. Es sei alles gesagt und eine Antwort von mir würde ungeöffnet zurückgehen. Ich möchte meinen, dass meine Eltern sich nicht die Mühe gemacht haben, darüber nachzudenken, was mit mir passiert ist, dass ich nach Lösungen suche und Probleme habe. Meine Probleme berühren sie nicht - sie können nicht akzeptieren, dass auch sie in der Erziehung Fehler gemacht haben. Lieber brechen sie die Beziehung zu mir ab.

So wie Deine Mutter nach dieser Zeit, wo eigentlich eine Aussprache dran wäre, anfragt, ob alles o.k. sei, genauso ist es bei uns immer gelaufen. Was war, war vorbei und blieb irgendwie offen. Das ganze Schema immer wieder - bis ich nicht mehr mitspielen wollte. Du solltest das Gespräch führen, solange ihr noch miteinander reden könnt. Ich werde mich nicht mehr auf die Verdrängung von Problemen einlassen. Das war das größte Problem in meinem Leben und auf diese Weise habe ich diverse unglückliche Beziehungen geführt.

Ich wünsche Dir viel Glück dabei.

L.G.
Timmi
 
Hallo Timmi, ich werde das Gespräch führen - irgentwann.
erstens hab ich jetzt gar kein Interesse dafür und zweitens, weiß ich eigentlich garnicht, was ich so genau will.
Es wird nie eine Mutter-Kind_Beziehung werden.
Soweit waren wir schonmal nach dem ersten großen Krach.Danach haben wir uns beide Mühe gegeben, aber das ganze Getue war nur äußerliche Fassade.
Ist jetzt ein doofes Bsp., mir fällt nix anderes ein, um es einfach zu erklären.
Wir sind voriges Jahr erst hier in das Haus gezogen.
Nach einem halben Jahr ungefähr(da war sie aber schon 2, 3 mal dagewesen,fragte sie mich plötzlich, ob ich ne neue Küche hätte.
(ich streich meine fast 20 Jahre alte Küche ab und zu mal anders), oder ob ich sie wieder neu gemacht hätte.
Die Küche war aber schon so, als wir hergezogen sind.
Ich will damit nur sagen, das ihre ganze Fragerei nur belanglos dahergesagt ist, sonst hätte sie doch gesehen, das es disselbe Küche ist.
Sie ist viel zu sehr mit sich beschäftigt, als das sie wahres Interesse an anderen hätte.
Auf der einen Seite würde es mir nix ausmachen, den Kontakt ganz abzubrechen, bringt ja eh nix.Auf der anderen Seite kommt dann wieder meine "soziale Ader" durch, und ich frag mich:kann man sowas tun?
Aber zum Glück habe ich im Moment viel anderes zu tun, als das ich mir darüber den Kopf zerbrechen müßte.
liebe Grüße Alex
 
Hallo Ihr Lieben, ich bin neu hier und habe nicht alle Beiträge gelesen, aber das was ich gelesen habe, kann ich nachvollziehen.
Diese Probleme habe ich mit meiner Mutter auch. Ich habe alles gehört: - ich hätte sie sooooooo oft enttäuscht, - ich könnte soviele Kurse, Therapien und sonst was machen, ich würde es doch nicht schaffen, ich will von Problemen nichts hören - das ganze, volle Programm. Dann einige Wochen Funkstille und der Vorwurf: "du rufst ja nie an" und danach "du musst mir mal helfen".

Und dann komm ich wieder und akzeptiere dass. Ich habe es aber geschafft, sie als Menschen zu sehen, was Jahre gedauert hat. Jetzt geht es - aber nur mit Abstand. Und der Aktzeptanz, dass das ganze jederzeit von neuem losgehen kann.
 
Hi, hm, komische Anrede "unterwegs",

wenn Dich dieses Ping-Pong-Spiel nicht zu sehr belastet, kannst Du es sicher weiter mitspielen. Es gehören immer zwei dazu, einer der Erwartungen äußert und Vorwürfe macht und einer, der dies immer wieder, zwar mit Widerspruch, aber letztlich doch mit sich machen lässt.

Ich kann meine Eltern als Menschen sehen, kein Problem, sie haben Fehler, ich auch. Aber ich spiele das Spiel aus Vorwurf und Enttäuschung nicht mehr mit. Ich finde die Erwartungen meiner Eltern an ihre erwachsenen Kinder unrealistisch und aus.
Ich rufe nach längerer Zeit an - statt Freude der Vorwurf, ich hätte mich zu lange nicht gekümmert. Genau wie Du es beschreibst.

Es ist alles total o.k., solange es für Dich nicht zu einem ewigen Druck und Belastung wird. Und da hilft eine Therapie schon, indem z.B. ich mich mehr auf meine Bedürfnisse konzentriere und darauf achte, dass das, was ich tue auch meinen Gefühlen entspricht und nicht nur den Erwartungen meiner Umwelt, wozu zum großen Teil eben auch die Beziehung zu meinen Eltern zählte. Und das Ganze ohne schlechtes Gewissen. Ich habe bestimmt nicht immer gemacht, was sie für richtig hielten. Der Eindruck wäre falsch, aber ich hatte meist ein schlechtes Gewissen wegen ihnen. WEil ich wusste, dass es Stress geben wird. Ich war einfach nicht frei, sondern irgendwie auch abhängig von ihrer Meinung. Das hat sich geändert und alles ist ganz leicht.

So wie Du es beschreibst, habe ich es auch gemacht. Ich kam immer wieder an, die alten Probleme wurden nicht mehr angesprochen. Der scheinbare Friede dauerte genau bis zum nächsten Ausbruch. Wieder Funkstille, mal kam auch meine Mutter an, belanglos ... Es ist ein Spiel, s.o. in dem jeder seine Rolle spielt. Gelernt seit der Kindheit, die Eltern haben nicht losgelassen, die Kinder auch nicht. Es geht genauso lange, bis einer aussteigt. In diesem Falle ich.

Heute weiß ich, dass ich mit etwas mehr Geduld hätte die Spielregeln verändern können, Grenzen setzen. Dazu war ich jedoch leider damals nicht in der Lage.

Ich würde nicht akzeptieren, dass der Vulkan jederzeit wieder ausbrechen könnte. Eine Beziehung wie eine Zeitbombe - das trifft es ziemlich genau.

Ist eben meine persönliche Erfahrung,

L.G.
Timmi
 
Tja, so geht es mir auch, lieber Timmi. :) Du kannst auch Alice zu mir sagen, das ist auch ok.

Das Problem ist, dass ich gern mit ihr reden möchte, das haben wir auch probiert. Dann steht sie auf, geht aus der Wohnung und es herrscht so lange Funkstille, bis sie sich wieder beruhigt hat und den Mantel des Schweigens darüber breitet.
Ich bin selbst Mediatorin und sollte deshalb den Konflikt lösen können, aber - wie du auch erkannt hast - geht das nur, wenn beide Parteien daran auch interessiert sind. Und sie hat ganz deutlich gesagt, dass sie das nicht will. Also habe ich es akzeptiert. Aber die Konsequenz ist dann halt, dass ich auf Distanz bleibe und die Kommunikation auf der Ebene "schönes Wetter heute bleibt".

Liebe Grüße, Alice
 
Hallo Alice,

ich denke, dass es so, wie Du es jetzt handhabst, ein gangbarer Weg ist. Ähnliches wird auch immer wieder empfohlen. Distanz und die heiklen Themen eben vermeiden. Man ist eine Familie, daran ist nichts zu ändern - ein völliger Kontaktabbruch soll viel schädlicher für alle sein. Wichtig ist, dass Du quasi drüber stehst, dass Du weißt, so wie es ist, ist es die einzige Möglichkeit - und Du passt dabei auf, dass Du nicht verletzt wirst.
Dann müssen die Kontakte auf so kurze Zusammenkünfte reduziert werden, dass für große Auseinandersetzungen keine Zeit ist. So etwas habe ich oft gelesen. Bei manchen ist es dann eben nur noch 2x im Jahr für eine Kaffestunde.

Solange Deine Mutter geht, wenn ihr was nicht passt und dann auch selbst nach ihrer Aus-Zeit den Kontakt wieder sucht, mag es o.k. sein. Wahrscheinlich beeindruckt Dich das von Mal zu Mal weniger. Erreichen wird sie vermutlich damit nichts mehr. Falls sie eine Erwartung daran knüpft - quasai Du solltest sie aufhalten oder selbst danach den Kontakt suchen, wird sie immer wieder auf's Neue enttäuscht. Es ist schon merkwürdig, dass Menschen ihr Verhalten oftmals auch bei schlechten Erfahrungen nicht ändern.
So etwas habe ich meinen Eltern auch geschrieben. Sie sind permanent enttäuscht, weil ihre Erwartungen sich nicht erfüllen, aber sie ändern ihre Erwartungen nicht. Sie leben ihre Enttäuschung und bleiben immer wieder verbittert und realitätsfern. Sie probieren nichts Neues, als wäre es eine Tugend an überholten Auffassungen über Eltern-Kind-Beziehung ein Leben lang festzuhalten. Alles verändert sich und sie bleiben in ihren alten Mustern hängen. Es tut mir leid für meine Eltern, sie nehmen sich damit viel Lebensfreude, aber ich lasse mich da nicht mehr mit hineinziehen. Ich meine, ich bin zwar grundsätzlich mit drin, eben aus familiärer Beziehung, aber das heißt nicht, dass ich weiter unter diesem komplizierten Beziehungsmuster leiden muss.

L.G.
Timmi
 
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Eure Meinung?

Hallo Ihr Lieben,

ich hatte am Freitag Geburtstag. Vor einem Jahr zu diesem Anlass habe ich meine Eltern das letzte Mal gesehen. Ich wollte nicht feiern habe mich aber überreden lassen zu ihnen zu kommen. Meine Mutter hatte gekocht für den Abend. Wie gesagt, es hing schon alles schief und ich habe mich wieder breitschlagen lassen. Meine Eltern haben mir damit keinen Gefallen getan, sondern eigene Bedürfnisse befriedigt. Es war ein unangenehmer Abend.

Nun kann ich ja trennen, trotzdem ich meinen Eltern im Januar per Brief meinen Standpunkt und meine Probleme klargemacht und sie darauf den Kontakt abgebrochen haben, habe ich ihnen natürlich zu ihren Geburtstagen eine Karte geschickt, sie sind meine Eltern und bleiben es auch.

Nun hat mir meine Mutter eine Karte geschickt, kurz und knapp und nur von ihr. d.h., dass ich völlig richtig damit lag, dass mein Vater der "Hardliner" ist, der lieber alles abbricht, statt zu akzeptieren, dass ich eine eigene Meinung von den Dingen habe (die sich von seiner unterscheidet).

Ich sehe darin, dass meine Mutter allein geschrieben hat einen ersten Schritt dafür, dass sie sich eigene Gedanken macht und angefangen hat, sich nicht nur von seiner Meinung abhängig zu machen. Meine Eltern waren für mich immer so eine Art Doppelwesen. Meine Mutter ist sich nicht mal alleine eine Bluse kaufen gegangen. Es ist wirklich das erste Mal, dass meine Mutter in irgendeiner Art einen Alleingang macht. Mein Vater wird es wissen, klar, aber sie hat es gemacht, auch wenn er anderer Meinung ist . Ich glaube, das ist schon mal eine eindeutige Ansage.

Meine Schwester hatte gestern Geburtstag. Da hat meine Mutter angerufen und unvermittelt am Telefon angefangen zu weinen.

Wie gesagt, ich glaube, dass mein Vater er "Entrüstete" ist und meiner Mutter fast die Hände gebunden sind, bei allem, was sie tut muss sie auch noch mit ihm verhandeln.

Was haltet ihr davon?

L.G:
Timmi
 
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