Hallo du Liebe,
vor ca. 20 Jahren hatte mein Mann einen ähnlichen Infekt wie du jetzt. Er hatte damals gerade sein Abendstudium beendet, hatte einen neuen Job angetreten, in dem er sich total unwohl fühlte und half mir nebenher noch in meiner Firma. Zudem kam, dass wir gerade umgezogen waren. Er wollte unbedingt alles stemmen, am liebsten alleine- und nervte jeden mit seiner Hyperaktivität. Dann, bekam er einen Nasen-Nebenhöhleninfekt, den er nicht weiter ernst nahm und verschleppte. Irgendwann musste er ins Krankenhaus, weil die Entzündung nicht abklingen wollte. Seine Nebenhöhlen waren dicht, die Kopfschmerzen nicht mehr zu ertragen. Er hatte eine Operation, danach ging es ihm erst einmal wieder besser. Aber die Grundprobleme blieben.
Im Frühsommer musste ich zu einer Geschäftsreise nach Berlin. Mein Mann und meine Tochter, die ein Jahr vor dem Abi stand, blieben daheim. Als ich wieder zurück war, herrschte das Chaos. Mein Mann holte mich vom Bahnhof ab. Er war total überreizt, seine Stimme überlaut, sein Kopf rot. Ich war schockiert und sehr besorgt. Als ich ihn am nächsten Tag zum Arzt schleppen wollte, weil er nichts mehr hören konnte aufgrund eines lauten Pfeifens im Ohr, weigerte er sich. Nach einigem Hin und Her konnte ich mich dennoch durchsetzen.
Der Internist stellte einen Tinnitus und einen üblen Bluthochdruck fest. Mein Mann bekam Tabletten und Infusionen verschrieben. Beides wollte er nicht. Die Tabletten setzte er umgehend ab, weil er 'ja kein alter Mann sei' und zu den Infusionen ging er nicht, da er "Besseres zu tun hatte, als diesen Kram".
Ich war bald genauso mit den Nerven runter wie mein Mann, der immer noch den "Hans Dampf in allen Gassen" gab, hatte ich doch mit 14 Jahren meinen Vater an einen Herzinfarkt sterben sehen. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und schrie ihn an, dass er endlich aufhören solle alle zu nerven. Wir hätten Angst, dass er einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall bekommen würde. Unsere Tochter, im Schul-Stress, weinte und bestand darauf, dass ihr Vater sich endlich behandeln ließ.
Ab da wurde es besser. Mein Mann nahm seine Tabletten und ließ sich vom Internisten durchchecken. Er suchte sich eine andere Arbeitsstelle und ließ mich endlich mit meiner Arbeit in Ruhe. Er wurde ausgeglichener (für seine Verhältnisse) und viel entspannter. Nur seinen Tinnitus ist er nicht mehr ganz losgeworden. Den spürt er heute noch bei Stress.
Der Internist, bei dem mein Mann damals in Behandlung war, sagte einmal: " Wissen Sie, ich kann Ihnen mit einem Behandlungsplan beistehen. Ich kann dafür sorgen, dass es Ihnen mit den Medikamenten erst einmal besser geht, doch helfen müssen Sie sich selber! Es ist Ihr Körper und Ihre Seele, die Schaden nehmen, wenn Sie nicht einsichtiger werden und sich Zeit lassen gesund zu werden. Diese beiden (Körper und Geist) sind Sie und sie benehmen sich, als wären Sie verfeindet mit sich selber." Diese Worte habe ich nie vergessen (mein Mann vergisst sie leider öfters mal).
Manche Dinge, die du hier beschreibst, kommen mir sehr bekannt vor.
Liebe Pisces, ich denke an dich und wünsche dir gute Besserung.
Viele Grüße
Clara